Energiesparende Staubsauger mit guter Reinigungsleistung

Die Zeiten des Protzens mit der höchsten Leistungsaufnahme sind Vergangenheit: Ein Staubsauger muss heute durch sparsame Energieverbrauchswerte und eine positive Ökobilanz glänzen – bei gleichbleibender Reinigungsleistung! Die Industrie stellt sich den neuen Aufgaben.

 

Dass die Faustregel „Viel hilft viel“ nur selten korrekt ist, dürfte besonders im Zusammenhang mit Medikamentendosierungen und Kosmetika bekannt sein. Beim Aussuchen eines neuen Staubsaugers hielt sich jedoch über lange Jahre hartnäckig die Ansicht, dass eine hohe Leistungsaufnahme automatisch mit einer hohen Saugleistung gleichgesetzt werden könne. Je größer die Wattzahl, desto sauberer der Fußboden – oder? Zum Glück für die Umwelt und den Geldbeutel der Verbraucher wurde dieser Irrtum inzwischen eindeutig widerlegt.

Unabhängige Studien und Tests haben gezeigt, dass für das Reinigungsergebnis viel mehr die interne Konstruktion des Gerätes, das Zusammenspiel zwischen Düse und Saugrohr sowie der Luftweg entscheidend sind. Vorbei sind also die Zeiten, in denen sich die Staubsaugerhersteller gegenseitig mit immer höheren Leistungsaufnahmewerten überboten. Der Kunde wünscht sich heute nicht nur ein Gerät mit hoher Saugkraft und viel Bedienkomfort, sondern legt auch Wert auf Energieeffizienz und Ökologiebilanz seines neuen Haushaltshelfers.

Rechtschutz für die Umwelt

Auch der Gesetzgeber hat den Handlungsbedarf erkannt. So trat am 20. November 2009 die Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG in Kraft, die einen europaweit einheitlichen Rahmen für die Anforderungen an eine „umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte“ schafft. Sie löst eine bereits vorher getroffene Regelung ab, nach der Elektrogeräte bis 2007 in ihrer Energieeffizienz und allgemeinen Umweltverträglichkeit verbessert werden sollten. In der neuen Richtlinie wurde die Spanne der betroffenen Produkte sogar weiter gefasst: Sie erstreckt sich nun nicht mehr nur auf energiebetriebene, sondern auch auf energieverbrauchsrelevante Konsumgüter. Damit sind Produkte gemeint, die selbst zwar keinen Strom verbrauchen, aber, wie beispielsweise das Dämmmaterial eines Hauses, die Energieeffizienz anderer Gegenstände passiv beeinflussen können. In Deutschland wurde diese europäische Richtlinie mit dem Gesetz über die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte (EVPG) in nationales Recht umgesetzt.

Es besagt unter anderem, dass zur Erfüllung des Ökodesign-Anspruchs nicht nur während des Betriebs eines Elektrogerätes auf Umweltaspekte geachtet werden muss, sondern der Hersteller während des gesamten Lebenszyklus des Produktes für dessen Ökobilanz verantwortlich ist. Das bedeutet in der Praxis, dass ein verbrauchsarmer Staubsauger nur die halbe Miete ist: Es muss bereits bei seiner Herstellung und auch noch bei seiner Entsorgung möglichst ressourcenschonend vorgegangen werden. Um die Einhaltung dieser Regularien überprüfen zu können, arbeitet die Normungsorganisation DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE) derzeit gemeinsam mit dem VDE-Institut, Herstellervertretern und Verbrauchern an einem Energielabel für energieeffiziente Staubsauger. Diese normierte Kennzeichnung, die auf Kühlschränken, Geschirrspülern, Waschmaschinen und Wäschetrocknern bereits jetzt Aufschluss über die Umwelteigenschaften der Geräte gibt, soll in naher Zukunft auch den Käufer eines Staubsaugers über dessen Ökobilanz informieren. Erwartet wird die Einführung des neuen Energielabels für das Jahr 2013.

Energie-DiätDas Energielabel kommt, die Hersteller reagieren. Wie Normungsexperte Frank Steinmüller von der VDE/DKE bereits im Frühjahr 2011 prognostizierte, hat ein Umdenken in den Marketings- und Vertriebsstrategien eingesetzt, das dem vorherigen „Wattrüsten“ ein Ende setzte. Um den neuen Ansprüchen an die Ökobilanz der Staubsauger gerecht zu werden, setzen die Hersteller auf verschiedene Aspekte. Vordergründig wird natürlich versucht, den Energieverbrauch der Geräte durch sparsamere Motoren zu senken. So hat beispielsweise AEG in den Modellen seiner Öko-Linie, die auf der letztjährigen IFA Premiere feierte, die maximale Aufnahmeleistung um bis zu 50 Prozent auf höchstens 1000 bis 1350 Watt reduziert.

Grundig hat mit dem VCC 9851 ein Modell mit 1200 Watt auf dem Markt und die deutsche Traditionsmarke Bosch hat mit dem MoveOn einen kompakten Staubsauger entwickelt, der durch eine spezielle Kompressortechnologie mit rund 30 Prozent weniger Energie auskommt als sein Vorgänger. Auch Philips hat die Messlatte für die eigenen Geräte höher geschraubt: Zur IFA 2012 wird der PowerPro Eco mit 1400-Watt-Energiesparmotor und einem bis zu 35 Prozent niedrigeren Stromverbrauch als reguläre 2000-Watt-Modelle des Herstellers vorgestellt. Der Trend zu einer geringeren Leistungsaufnahme durchzieht die Branche; dass der Verbraucher sein grünes Gewissen dennoch nicht mit Einbußen in der Saugleistung bezahlen muss, beweisen die aktuellen Testergebnisse von HAUS & GARTEN TEST. Hier schnitten die Ökomodelle der Hersteller insgesamt sogar besser ab als ihre herkömmlichen Kollegen.

Filtertausch

Doch eine Reduzierung der Verbrauchswerte ist nicht die einzige Möglichkeit, um die Ökobilanz eines Staubsaugers positiv zu beeinflussen. Die Geräte der Öko-Linie von AEG bestehen zu bis zu 72 Prozent aus Recyclingmaterial und sind nach verrichtetem Dienst zu 92 Prozent recycelbar. Selbst die dazugehörigen Staubbeutel bestehen vollständig aus biologisch abbaubarer Maisstärke. Eine andere Problematik des unnötigen Energieverlusts hat die Entwicklung der beutellosen Staubsauger zumindest teilweise behoben.

Ein Teil des Saugkraftverlusts liegt nämlich in verstopften Staubbeuteln und verschmutzten Filtern begründet, die den Luftstrom blockieren und das Gerät mehr Energie verbrauchen lassen. Beutellose Staubsauger arbeiten mit Fliehkräften, die die Staubteilchen aus der Luft abteilen und einem Verlust der Saugkraft vorbeugen. Beim Filter jedoch liegt die Verantwortung noch immer in den Händen des Verbrauchers: Er muss sowohl bei Beutelstaubsauger als auch bei ihren beutellosen Kollegen regelmäßig ausgewaschen oder ausgetauscht werden, um als Quelle für Energieverschwendung auszuscheiden.