Wer waagt, gewinnt! Doch nur, wer die Zutaten wirklich exakt wiegt, kann einen Teig kneten, wie ihn das Backrezept erfordert. Eine Waage gehört daher zur Pflichtausstattung jeder gut organisierten Küche. Elf Waagen haben wir im Test – und blicken ihren LED-Anzeigen ganz genau hinter die kräftigen Konturen. Lesen Sie mehr in unserem Küchenwaagen Test 2023.
Die Testgeräte im Küchenwaagen Test 2023
Die meisten Testkandidaten zeigen scharfe schwarze Ziffern auf (auch mal beleuchtet) hellem Grund, andere nutzen weiße Zahlen auf Pechschwarz. Alle elf Küchenwaagen messen mindestens gut. 1-Gramm(g)-Abweichungen am Randbereich der Messauflage haben lediglich kleine Auswirkungen in der großen Testtabelle, aber nicht auf unser Wohlwollen.
Wir sind allerdings erstaunt, wie viele kleine Teufel hier im Detail stecken. Wozu braucht man eine Küchenwaage? Ganz klar zum Backen. Kippt man 15 g Mehl zu viel in den Brötchenteig, dafür 50 Milliliter (ml) Wasser zu wenig, wird aus der fluffig gedachten Semmel ein röstfrisch duftender Briefbeschwerer.
Das muss nicht sein. Aber eines kann sein: Mehl klebt schneller an der Waage, als man „Tara“ sagen kann. Wir haben daher auch den Schmuddelfaktor im Test bedacht.
Sieben flache Waagen im Test
Der Blick aufs Teilnehmerfeld zeigt: Ganz schön flach sind unsere Kandidaten. Sieben von elf Küchenwaagen bestehen aus rechteckigen Wiegeauflagen, die sich um das DIN-A-5-Format bewegen und kaum 2 Zentimeter (cm) hoch sind. Sie bieten auch Platz für große Rührschüsseln.
Pflegeleicht sind vor allem die glatten Oberflächen aus Glas, so wie die der Westmark, Caso Slim und Cloer. Gegen verkleckerte Milch oder verschüttetes Mehl reicht hier Küchenpapier. Die Metallflächen der Xavax und der Eta Grami verhalten sich wie Glas: keine Fingerabdrücke, schnell wieder sauber. Die Edelstahlfläche der Eta Nutri Vital hingegen zeigt sofort Abdrücke.
Immerhin sind diese fix weggewischt, während die Wilfa schon nach kurzem Einsatz Pflege benötigt. Liebhaber von skandinavischem Technikdesign, die zum Beispiel bei Audiogeräten von Bang & Olufsen in Stoßseufzern vom zeitlosen Metall-Schick schwärmen, werden es dem Modell aus Norwegen verzeihen. Schwamm drüber – bei Fingerabdrücken hilft das sogar.
Rutschfestigkeit bei Küchenwaagen
Interessant ist, wie kleine Details große Auswirkungen auf die Rutschfestigkeit haben. Bestehen die Füßchen einer Waage aus schlanken Gumminoppen, verrückt man das Gerät bei einem unbeabsichtigten Stoß überhaupt nicht. Die gut gemeinten Waben- und Riffelmuster in breiteren Füßen sind hingegen weniger griffig.
Trotzdem: Wenn eine Waage mal rutscht, dann nur ein bisschen. Apropos nicht rutschen: Die Caso Kitchen Ecomate ist magnetisch und lässt sich daher an Kühlschranktüren verstauen. Alle flachen Waagen überzeugen durch ihre klare, einfache Bedienung.
Die Westmark wagt als einzige eine freche Farbgebung: knallrote Glasfläche, schwarze Ziffern, bläulich leuchtender Hintergrund. Ein echter Hingucker, dessen Display aus allen Perspektiven meistens gut lesbar ist. Jede Waage hat zwar ihren „toten Winkel“, in welchem Zahlen etwas undeutlicher erscheinen.
Aber das führt nur marginal zu einer Abwertung. Was die Maßeinheiten angeht: Wir finden Gramm- und Milliliterangaben als Standard unabdingbar und den bieten auch alle. Aber ob nun eine Waage bei den Millilitern noch zwischen Wasser und Milch unterscheidet oder sich auf internationale Maßeinheiten wie Pfund und Unzen (lb:oz) oder Flüssigunzen (fl’oz) umschalten lässt, ist nur eine schöne Dreingabe.
Tara-Funktion und Haptik von Küchenwaagen im Test
Viel wichtiger sind die Tara-Funktion, die Schnelligkeit des Tara-Reset bei befüllten Schüsseln und die Haptik der Tasten. Alle Kandidaten überzeugen mit ihren Sensortasten oder leicht gelagerten Drucktasten, wie zum Beispiel die Xavax.
Alle schalten blitzschnell auf Tara 0, damit zum Mehl die richtige Menge Wasser direkt in die Schüssel gefüllt werden kann. Allerdings fällt die Eta Grami gleich doppelt negativ auf: Die mit einer Aufhängöse ausgestattete Waage kippt bei jedem Druck auf eine Sensortaste leicht nach vorn und quittiert viele Aktionen mit einem Piepton – nervtötend!
Die Nutri Vital von Eta sieht zwar wie eine normale flache Waage aus, liefert als diätische Nährwertwaage aber ein smartes Extra: Sie wird via Bluetooth mit einer App gepaart, die am Handy in Echtzeit zum gemessenen Gewicht eines Lebensmittels dessen Werte für Energie, Fett, Proteine, Ballaststoffe, Cholesterin, Kohlenhydrate und Salz anzeigt.
Fehlende zu messende Produkte können in der App ganz einfach nachgetragen werden. Stark! Vier Waagen gehören nicht in die flache Kategorie, so wie unser Favorit Eta Carrie: runde Form statt rechteckige, 3 statt 2 cm hoch. Auf der Randschräge befinden sich das Display und die zwei Sensortasten – kein Blickwinkel verwässert so die großen Ziffern, die Tasten reagieren flink.
Küchenwaagen im Test für größere Gewichte
Apropos Kommastellen: Die kleine Caso Finocompact versteht sich als Feinwaage, macht aber schon bei einer Stelle hinterm Komma Schluss. Immerhin zeigt sie 1 g an – wie sonst nur die Eta Grami –, misst aber am Randbereich mit Abweichungen bis zu 2 g ungenau.
Beim Konzept dieser Waage wird das Designprinzip „Form folgt Funktion“ nicht nur negiert, sondern in sich nicht eingehalten: Das kleine futuristisch geformte Schälchen verdeckt die Sensortasten so, dass man beim Benutzen Gefahr läuft, die Schale von der Messauflage zu schubsen.
Sie soll gleichzeitig Abdeckung sein, muss aber mit einem dicken unansehnlichen Gummiband fixiert werden. Die Oberfläche der Edelmetallschüssel ist so rau, dass feinpulvrige Gewürze wie Kardamom oder Sternanis an ihr haften bleiben. Dabei ist Casos kleine Waage eigentlich für Gewürze und Arzneimittel gedacht.
Zwei Batterielose Waagen im Test
Die Korona und die Caso Kitchen Ecomate brauchen hingegen keine Batterien, weil sie mit einem „Power Button“ (Korona) oder Schwenkhebel (Caso) ausgestattet sind. Diese erzeugen kinetisch Strom wie bei einem Fahrraddynamo.
Im Stand-by-Betrieb reicht eine Ladung für rund 3 Minuten, beim Wiegen etwa 30 Sekunden. Man muss sich im Klaren sein: Im „harten Kücheneinsatz“, in dem häufig gewogen wird, haben beide Modelle nichts verloren. Umweltbewusste, gemütliche Hobbyköche finden mit ihnen aber lobenswerte, in der Technik durchdachte Partner.
Nicht pflegeleichte Küchenwaagen
Doch halt! Da ist ja noch das Detail-Teufelchen: Die kleine runde Caso Ecomate hat den Maßeinheitenwechsel auf der Hebelrückseite, muss dazu also in die Hand genommen werden – mit dem Ergebnis, dass das Display erstmal zickt, weil die Waage nicht plan steht.
In Sachen Pflege ist sie sogar ein Katastrophen-Kandidat: Landet Mehl auf der Metalloberfläche, rutscht ein Teil davon in die kleine Aussparung zwischen Fläche und Rand und ist von dort kaum zu entfernen. Eine große Schüssel passt zudem nicht auf die Auflage. Die hoch gebaute große Korona hat ebenfalls Probleme damit, weil sie keine Wiegefläche, sondern eine Vier-Arm-Gabel besitzt, in die sich die mitgelieferte circa 1-Liter(l)-Wiegeschale einpasst.
Immerhin steht sie noch mit Schüsseln von etwa 2,5 l Fassungsvermögen stabil. Die Korona schlägt sich ein bisschen unter Wert: Hätte sie eine Wiegefläche und würde im 10-g-Bereich nicht etwas ungenau wiegen, würde sie weiter vorn landen.
Dieser Test erschien in der Ausgabe 2/2023 der HAUS & GARTEN TEST. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Küchenwaagen-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Autor: Stefan Michaelis
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