Der Sprachassistent als Benutzeroberfläche der Zukunft ?

Digitale Sprachassistenten erleben derzeit einen Boom. Doch für viele Verbrauchen sind sie noch immer schwer zu durchschauen.

Der Sprachassistent und seine Nutzung: für die Studie wurden 1000 Probanden in Deutschland befragt
Der Sprachassistent und seine Nutzung: für die Studie wurden 1000 Probanden in Deutschland befragt
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Der Sprachassistent steht auf dem stark umkämpften Markt der ganz Großen aus der Tech-Branche, egal ob Amazon, Apple, Google oder Microsoft.

Die jährlich steigenden Verkaufszahlen zeigen deutlich, dass der Sprachassistent immer relevanter für uns wird. So wird sogar spekuliert, dass die Sprachtechnologie sich zur Benutzeroberfläche der Zukunft entwickelt. Mit Blick auf eine aktuelle Studie stellt Frank Gerwarth, Produktmanager bei Reichelt Elektronik, die Frage, ob wir in Zukunft noch physikalische Eingabegeräte benötigen, um einen Computer oder andere elektronische Geräte zu bedienen und welche Herausforderungen die neue Technologie dafür überwinden muss.

Nach Computermaus Touchscreens

Die Bedienung technischer Geräte werde stetig an unsere menschliche Interaktion angepasst, so Gerwarth. Konnten Computer anfangs ausschließlich von Experten bedient werden, änderte sich dies durch die Einführung kompakter PC-Systeme. Die erste Computermaus machte 1968 die Nutzung der Desktop-Computer für ein wesentlich breiteres Publikum zugänglich. Und Touchscreens reagieren bereits auf natürliche Gesten wie Tippen oder Wischen. Ist es da nicht eine logische Folge, dass Sprache als nächste Stufe auf der Leiter zu noch intuitiverer Nutzung und Steuerung von elektronischen Geräten und Anwendungen folgt, fragt Gerwarth.

Einfach sprechen – meist schneller

Einfach sprechen – das ist für den Verbraucher weitaus intuitiver und meist schneller. Es bleibe jedoch ein Spagat. Und der Sprachassistent müsse noch ein paar Hürden meistern, ehe er zur prognostizierten Benutzeroberfläche werden könne. Denn damit der digitale Assistent eine echte Hilfestellung geben kann, muss er den Nutzer gut verstehen. Und dafür wiederum muss der Nutzer Informationen über sich preisgeben, die der Sprachassistent mithilfe von künstlicher Intelligenz verarbeitet, um daraus lernen zu können. Diese Infos möchten viele Verbraucher wegen Sicherheitsbedenken für sich behalten, wie eine Studie von OnePoll im Auftrag von reichelt elektronik vom März 2019 bestätigt. Selbst unter denen, die bereits einen Sprachassistenten nutzen, hat mit 40 Prozent ein signifikanter Teil Sicherheitsbedenken.

Sprachassistent als devote Helferin

Die bekannten Sprachassistenten, wie Alexa und Siri, haben weibliche Stimmen. Als als stets geduldige, devote Helferinnen, die fraglos alle Befehle befolgen, bestärken sie veraltete Rollenbilder – so ein kürzlich erschienener Bericht der UNESCO. Als besonders prekär wird herausgehoben, dass die Sprachassistentinnen auf sexuelle Anspielungen oder Beschimpfungen meist nachsichtig oder sogar flirtend reagieren. Hier werde deutlich, dass künstliche Intelligenz keineswegs neutral, sondern stark von den Daten beeinflusst ist, mit denen sie trainiert wird. So übertragen sich menschengemachte Vorurteile und Diskriminierung auf den digitalen Helfer. Die Hersteller stehen also vor der großen Herausforderung, bestehende Geschlechtervorurteile in ihren Systemen abzubauen, um für Gleichheit zu sorgen.

Hände bleiben immer frei 

Nichts desto trotz werden die Sprachsysteme immer besser. Ein großer Vorteil gegenüber dem Tippen ist, dass die Hände dabei frei sind. Das ist auch der Grund, warum der Sprachassistent bislang vor allem im Smart-Home-Bereich eingesetzt wird. Ein weiterer Bereich, der gerade erobert wird, ist das Auto. Hier liegt der Vorteil klar auf der Hand: Der Fahrer kann sich die Nachrichten vorlesen lassen und den Assistenten mit weiteren sprachlichen Anleitungen bedienen – die Hände bleiben dabei am Lenkrad. Daraus schließt Frank Gerwarth, „dass der Sprachassistent sich momentan überall dort durchsetzt, wo wir mit vorranging anderen Dingen beschäftigt sind oder beide Hände für eine bestimmte Tätigkeit benötigen“. Die Bedienung von Technik werde so beinahe zur Nebensache. 

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