Schädlinge im Obstgarten – So schützen Sie Ihre Pflanzen

Ein eigener Obstgarten erfreut den Hobbygärtner nicht nur mit einer hübschen Blütenpracht im Frühling und angenehmen Schattenplätzen im Sommer, sondern ergänzt den Speiseplan auch noch mit leckeren Früchten. Leider locken diese häufig hungrige Insekten an.

 

Frisch gepflücktes Obst aus dem eigenen Garten schmeckt immer am besten: Noch warm von der Nachmittagssonne entfalten direkt vom Baum genaschte Früchte ihr volles Aroma. Umso ärgerlicher ist es, wenn sich an dieser reich gedeckten Tafel ungefragt winzige Gäste einladen und ihren Anteil an der Ernte einfordern: Raupen, Blattläuse und andere Tierchen finden unsere Obstbäume nämlich ebenso schmackhaft wie wir einen Korb reifer Äpfel. Um die Ernte zu schützen, sollten wir es den dreisten Schmarotzern daher so unbequem wie möglich machen.

Der Feind ist winzig

Besonders gefährlich für die Obstbäume sind Schädlinge, die durch ihre sehr kleine Körpergröße vom menschlichen Auge kaum entdeckt werden können. Zu ihnen zählen beispielsweise fast alle Arten der Spinnmilben, die noch dazu vorzugsweise an den Blattunterseiten leben. Ein Befall wird häufig erst sichtbar, wenn die Pflanze bereits deutliche Blattschäden zeigt. Leider ist es dann für Gegenmaßnahmen oft bereits zu spät, da das Milbenvolk schon zu viele Exemplare zählt. Spinnmilben übertragen sich sehr leicht zwischen nahe beieinander stehenden Pflanzen, weshalb sie in Gewächshäusern ein wahres Schlaraffenland vorfinden. Die Obstbaum-Spinnmilbe hat sich dagegen auf alle Arten von Kern- und Steinobstgehölze sowie auf Ziersträucher spezialisiert. Einmal dort niedergelassen, perforiert sie mit ihren Stechborsten die Blattzellen und saugt ihren Inhalt aus.

Dadurch wird das befallene Gewebe zunächst stärker von der Verdunstung in Mitleidenschaft gezogen, die Pflanze entwickelt einen höheren Wasserbedarf und schließlich sterben die ausgesaugten Zellen ab. Ein weiterer Anhaltspunkt für Spinnmilbenbefall sind die namensgebenden Gespinste an den Blattunterseiten, wo sich die Tiere zwischen dem gesponnenen Gewebe und der Blattoberfläche ein gemütliches Zuhause einrichten und dort auch ihre Eier ablegen. Um dies zu verhindern, sollten die Blätter regelmäßig mit einer stark vergrößernden Lupe untersucht werden, damit die Milbenpopulation so früh wie möglich entdeckt wird. Nur dann hat der Einsatz entsprechender Chemikalien noch Aussicht auf Erfolg. Es empfehlen sich mehrmalige Spritzbehandlungen, um auch die zu unterschiedlichen Zeitpunkten schlüpfenden Larven abzutöten.

Kahlschlag durch Raupen

Nicht nur winzig kleine Milben machen sich auf den Blättern unserer Obstbäume breit, auch Raupen entwickeln mit ihrem Appetit ein großes Schadenspotenzial. Zu den häufigsten Fressfeinden von Stein-, Kern- und Beerenobst gehört der Frostspanner, dessen Raupen sich bereits im Frühjahr kurz nach dem Blattaustrieb über die jungen Blätter und Blüten hermachen. Sie treten in Gruppen besonders häufig auf Kirsch- und Pflaumenbäumen auf und können einen Baum vollständig kahl fressen, wenn sie lange genug ungestört bleiben.

Als Gegenmaßnahme helfen Insektizide gegen saugende Insekten und Leimringe, die bereits im Herbst um den Stamm der Bäume angebracht werden und die flugunfähigen Weibchen daran hindern, ihre Eier in der Krone abzulegen. Im wahrsten Sinne des Wortes tiefer liegt das Problem, wenn ein Befall mit Erdraupen die Bäume schwächt. Sie ernähren sich von deren Wurzeln und Blättern, wodurch der Baum an Kraft einbüßt. Als effektive Abwehrmaßnahme hat sich das Aufbringen einer großzügigen Mulchschicht auf die Baumscheiben bewährt, um die Bodenfeuchtigkeit auszubalancieren.

Auf Apfelbäume spezialisiert

Bereits die ersten knospenden Zweige der Apfelbäume werden im Frühjahr zur Zielscheibe eines weiteren krabbelnden Schädlings: Der Apfelblütenstecher trägt seinen Namen nicht von ungefähr: Zunächst dienen der zu den Rüsselkäfern zählenden Spezies die jungen Blütentriebe als Nahrung, dann werden sie auch noch als Brutstätte missbraucht. Die Weibchen legen jeweils ein Ei in einer Blütenknospe ab, aus dem nach etwa einer Woche die Larve schlüpft und sich während ihres weiteren Wachstums vom Inneren der Apfelblüte ernährt.

Die Blüte wird durch den Fraßschaden braun und vertrocknet. Auch die Umwandlung von der Larve zum Vollinsekt findet wiederum im Inneren einer Apfelblüte statt, die dabei zerstört wird. Der erwachsene Käfer tut sich schließlich an den Blättern des Apfelbaumes gütlich. Auch gegen diesen Schädling helfen Leimringe um die Stämme der Bäume, alternativ dazu verspricht ein Spritzen mit Insektiziden Abhilfe, die mit den Wirksoffen Spinosyn A und D versetzt sind.

Bäumchen, schüttel dich!

Sind die Blüten und Blätter gerettet, hat es bereits der nächste Kandidat auf die reifenden Früchte abgesehen: Bei dem Apfelwickler handelt es sich um einen Nachtfalter, dessen Raupen weltweit große Schäden auf Obstplantagen anrichten. Sie ernähren sich vom Fruchtfleisch und bohren sich dabei immer tiefer ins Innere des Apfels, der in seiner Entwicklung beeinträchtigt wird und vorzeitig vom Baum fällt. Ein deutliches Erkennungszeichen für Apfelwicklerbefall sind bräunliche Kotkrümel rund um das Loch in der Frucht. Um bereits die erste Generation des Schädlings auszuschalten, ohne gleich zur chemischen Keule zu greifen, gibt es eine einfache Methode: Schütteln Sie ihren Apfelbaum, wenn die Früchte etwa die Größe einer Walnuss erreicht haben.

Dadurch fallen die von Apfelwicklerlarven angebohrten Früchte herunter und können entsorgt werden (jedoch keinesfalls auf dem Komposthaufen!). Bei älteren Bäumen mit einem sehr harten Stamm ist das Abschütteln allerdings keine erfolgversprechende Option, diese Exemplare können mit dem Apfelwickler-Granulose-Virus verteidigt werden. Zu einer recht heimtückischen, aber dennoch biologischen Art des Pflanzenschutzes greifen die Besitzer von Apfelplantagen: Sie verwirren die Männchen durch ein großflächiges Versprühen des Apfelwickler- Sexualhormons „Codlemon“. Auf diese Weise verlieren die paarungsbereiten Männchen die Orientierung und finden ihren Weg zu den Weibchen nicht mehr.

Nicht gut Kirschen essen

Was ist schlimmer, als genüsslich in eine tiefrote und frisch gepflückte Kirsche zu beißen, um dann eine Made darin zu finden? Leider ergeht es jedes Jahr vielen Hobbygärtnern so, wenn sie die Ernte ihrer Kirschbäume einholen wollen. Die lästigen Bewohner sind die Nachkommenschaft der Kirschfruchtfliege, die sich als Maden in der Kirsche entwickeln und nach drei Woche schlüpfen, um ihre Verpuppung im Boden fortzusetzen. Dort verbringen sie auch den Winter und schlüpfen im Frühling als erwachsene Fliegen, um mit ihren Eiern die nächste Generation in die Kirschen zu impfen.

Leider ist gegen diesen Schmarotzer weder ein Kraut noch ein chemisches Pflanzenschutzmittel gewachsen, mit dem er wirksam bekämpft werden könnte. Zwar halten sich hartnäckig Hausrezepte wie Knoblauchtinkturen oder Bodenabdeckungen, deren Erfolg ist allerdings nicht belegt und vertreibt im Ernstfall höchstens Ihre Gartennachbarn. Am besten ist hier die Vorbeugung: Durch ein kleinmaschiges Netz rund um die Krone, das zum Stamm hin geschlossen ist, werden die aus dem Boden kriechenden Fliegen weitgehend abgehalten. In der Praxis lässt sich dieser Trick jedoch nur bei jungen, noch nicht zu weitläufig gewachsenen Kirschbäumen umsetzen.