Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam und so ist es nicht verwunderlich, dass es bald auch unserem Schlüssel an den Kragen gehen soll. Nach der Ablösung von Bankkarten durch Apps soll das Smartphone künftig auch den Zutritt zu Wohnung und Haus verwalten. Wir nehmen smarte Schließsysteme unter die Lupe. Lesen Sie mehr in unserem smarte Schließsysteme Test 2024.
Die Testgeräte im smarte Schließsysteme Test 2024
Seien Sie ehrlich: Hatten Sie nicht auch schon einmal den sperrigen Schlüsselbund in der Hosentasche satt? Er ist unverzichtbar, um wieder ins Haus zu kommen, aber das Pieken und Sperren der Hosentaschen gehört zu den unschönen Eigenschaften des Türöffners. Wie schön wäre es da, auf einfache Weise, beispielsweise mit dem Smartphone oder sogar per Fingerabdruck den Zugang zu den eigenen vier Wänden zu schaffen. Genau das ermöglichen smarte Schließsysteme. Wie bei den meisten Dingen des modernen Alltags gibt es dabei aber Unterschiede zwischen den Geräten.
Verschiedene Modelle von smarten Schließsystemen im Test
Das Testfeld präsentiert sich geteilt. Drei unserer Systeme sind mit einem kleinen Motor versehen, der nicht nur das Entsperren des Schlosses vornimmt, sondern die Türe auch selbst aufschließt. Die andere Hälfte im Testfeld ermöglicht nur das Entsperren, den eigentlichen Schließmechanismus müssen die Nutzenden allerdings mit der eigenen Handkraft betätigen.
Selbstöffner als Schließsystem
Die Systeme der Marken Homematic IP, M.I.C. und Switchbot sind auf den ersten Blick klobiger als jene der Konkurrenz. Vor allem im Innenbereich wirkt der etwas größer als eine Zigarettenschachtel geratene „Kasten“ an der Tür erst einmal merkwürdig.
Allerdings ist genau darin der Motor verbaut, der die Öffnung der Tür auf automatische Weise ermöglicht. Der Aufbau dieser Systeme ist ähnlich. Großer Vorteil neben der Selbstschließung ist auch, dass diese auf ein vorhandenes Schloss aufbauen.

Der Schließzylinder muss somit nicht getauscht werden. Doch Achtung: Da im Inneren stets ein Schlüssel eingesteckt ist (über diesen wird die Schließung realisiert), empfiehlt es sich für sicherheitsbewusste Nutzende, Schließzylinder zu verwenden, die beidseitig schließbar sind. Somit lässt sich auch bei Systemausfall ganz normal mittels Schlüssel die Tür öffnen. Wie erwähnt, muss im Inneren der Schlüssel eingesteckt werden.

Die Systeme werden per Klebepad oder Schrauben so befestigt, dass sie das Schloss umschließen und der Schlüssel anschließend in die Führung im smarten Schlossblock passt. Nach Einlegen der Batterien kann über die Bedientasten am Gerät schon einmal getestet werden, ob die Schließung funktioniert. Unsere drei Testsysteme haben hierbei zu keinem Zeitpunkt Probleme. Danach wird die App eingerichtet, die die smarte Steuerung erlaubt. Das ist etwas unterschiedlich zwischen den Modellen.
Apps der Selbstöffner im Test
Während Homematic IP auf die bekannte App setzt, mit der beispielsweise auch die im vergangenen Jahr von uns getestete Alarmanlage des Herstellers funktioniert, sind die „SwitchBot“-App sowie die App „TTLock“ für das Gerät von M.I.C. Neuland. Eine Registrierung im jeweiligen Portal ist deshalb unumgänglich. Diese verläuft ohne Probleme, die jeweiligen Apps sind schnell nutzbar. Nun wird das Schloss jeweils nach Anleitung der Systeme eingebunden. Beim M.I.C.-System ist es danach schon geschafft. Es kommuniziert per Bluetooth mit dem Smartphone. Nachdem das Schloss eingerichtet ist, kann über die App ein Öffnen und Schließen veranlasst werden. Nachteil dieser günstigen Lösung ist, dass man sich zur Bedienung in Schlossnähe befinden muss.

Bei Homematic IP und Switchbot muss zuerst noch die Bridge, die bei beiden Herstellern im Lieferumfang ist, eingerichtet werden. Diese wird bei Switchbot per WLAN eingebunden, einzig ein USB-Netzteil muss in eine freie Steckdose gesteckt werden. Bei Homematic IP setzt man auf eine LAN-Verbindung die einen LAN-Anschluss erfordert. Ist dies passiert wird das jeweilige Schloss als erstes Zubehör hinzugefügt. Dies gelingt problemlos und ab diesem Zeitpunkt kann der Schließvorgang vom Smartphone aus ausgelöst werden – und das von jedem Ort der Welt aus. Somit kann Kindern, Bekannten, aber auch dem Lieferdienst kontrolliert Zugang zu bestimmten Bereichen gewährt werden.
Für die Entriegelung stehen bei Switchbot auch noch ein Bedienpad samt Fingerabdrucksensor sowie bei Homematic IP ebenfalls ein Bedienpad sowie eine Fernbedienung zur Verfügung. Diese Komponenten werden über die Bridge eingelernt und sind individuell konfigurierbar. In unserem Test lassen sich die Türschlösser auch über die Pads sowie über die Fernbedienung bei Homematic IP sehr zuverlässig öffnen. Am praktischsten finden wir den Fingerabdruck bei Switchbot.
Smarte Schließsysteme ohne Motor im Test
Die Systeme der Hersteller Netatmo, Sorex und Visortech kommen ohne automatische Schließfunktion aus. Alle drei haben gemeinsam, dass sie komplett samt Schließzylinder geliefert werden. Somit muss der vorhandene Zylinder ausgebaut und durch das smarte System ersetzt werden. Im Test klappt dies an Standardschlössern perfekt, bei etwas größeren Modellen hat Netatmo die Nase vorn, da hier Adapter zur Verlängerung mitgeliefert werden.

Auch bei Sorex ist diese Verlängerung möglich, allerdings nicht für den gesamten Schließzylinder, sondern nur für den Knaufabstand zum Zylinder. Die Systeme ohne Motor sind natürlich kleiner und kommen mit deutlich weniger Energie aus, weshalb die Batterien geringer bemessen sind.
Ähnlich wie bei den selbstschließenden Systemen werden alle per App im ersten Schritt angesprochen und konfiguriert. Bei allen drei Systemen lassen sich Transponder, Schlüssel und bei Sorex sogar eine Fernbedienung zur komfortablen Türöffnung einbinden. Einmal mehr sind die Zugänge optimal personalisierbar.
Smarte Schließsysteme und Zugangskontrolle
Mit den smarten Schließsystemen lässt sich nicht nur komfortabel und ohne Ballast in der Hosentasche die Tür öffnen, sondern sie ermöglichen auch eine Kontrolle, wer wann das Haus betritt. Eltern sehen somit gleich, ob und auch welcher ihrer Sprösslinge wann zu Hause ist, und können somit beruhigt sein, dass das Kind nach Schule oder Freizeitaktivität gut im eigenen Heim gelandet ist.

Doch auch Alarme bei Manipulation sind möglich. Hinzu kommt, dass bei den meisten Systemen auch temporär Zugriff gewährt werden kann, wahlweise über Fingerprint, PIN-Kombination, aber auch über die App.
Somit muss dem Besuch nicht erklärt werden, welcher Schlüssel wo passt, und die nette Nachbarin, die im Urlaub die Blumen gießt oder die Katze füttert, kommt ohne Schlüssel in die Wohnung. Nach Rückkehr wird ihr dann der Zutritt wieder entzogen.
Was wollen die Nutzenden?
Letztendlich arbeiten alle sechs Testkandidaten zuverlässig. Es ist die Frage, was man wirklich will. Im Test überzeugen uns die Systeme von Switchbot und Homematic IP am deutlichsten, da diese zum einen selbstständig öffnen, was gerade, wenn man die Hände voll hat, ein toller Service ist.

Beide bieten aber auch das umfangreichste Zubehör- und Öffnungspakt. Dank Erweiterbarkeit kann hier sehr individuell auf die eigenen Bedürfnisse eingegangen werden. Wenn Sie hingegen etwas Preiswertes suchen oder erst einmal antesten wollen, wie Sie überhaupt mit solchen Systemen zurechtkommen, werden Sie bei M.I.C. am besten bedient.
Dieser Test erschien in der Ausgabe 5/2024 der HAUS & GARTEN TEST. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen smarte Schließsysteme-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Testverfahren smarte Schließsysteme Funktion: Im ersten Schritt wird die Installation der Schließsysteme, deren Integration ins Smarthome sowie ihre Flexibilität bewertet. Im Anschluss prüfen wir im Unterpunkt Zubehör wie sich smarte Schlüssel, Transponder aber auch Fingerabdrücke und sonstige Zutrittsfunktionen einrichten lassen. Letztendlich müssen sich die Systeme im Unterpunkt Schließgenauigkeit in der Praxis beweisen. Dabei werden die Zuverlässigkeit der Öffnung aber auch der Schließung geprüft. Auch wie die Systeme auf Manipulationen reagieren nehmen wir hier unter die Lupe. Handhabung: Die Bewertung der Appsteuerung umfasst die Installation aus dem App-Store heraus, den kompletten Anmeldeprozess sowie die Ersteinrichtung der Schließsysteme wird geprüft. Darüber hinaus bewerten wir das Vorhandensein und Anlegen von Benutzern und temporären Zugangsmöglichkeiten. Der Unterpunkt Bedienfreundlichkeit wird auf Funktionalität, Gängigkeit und Anzahl der Bedienelemente geprüft sowie die optische Signalisierung bewertet. Die Bedienungsanleitung wird anhand ihrer Qualität bewertet. Verarbeitung: Bewertet werden die allgemeine Qualität der vorhandenen Materialien, das Nicht- bzw. Vorhandensein von Graten und scharfen Kanten. Ökologie: Bewertet wird die Verpackung unter ökologischen Gesichtspunkten. Sicherheit: Vor allem der feste Sitz und eine sichere Verarbeitung stehen im Vordergrund. |
Autor: Ricardo Petzold
Lesen Sie auch: 40 Gartengeräte im Test 2024.