Die Energiepreise sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen, ein Grund für viele Haushalte nach Sparlösungen zu suchen. Doch nicht immer ist ein Verzicht auf Luxus nötig, Balkonkraftwerke zum Beispiel sorgen für geringere Kosten durch Selbstproduktion. Vier Energieerzeuger müssen sich im Test behaupten. Lesen Sie mehr in unserem Balkonkraftwerke Test 2024.
Die Testgeräte im Balkonkraftwerke Test 2024
Das Thema Balkonkraftwerke ist nicht nur für Menschen mit Eigenheim, sondern auch für Personen, die zur Miete wohnen, sehr interessant. Erst vor wenigen Wochen hat es die Bundesregierung – nach zähen Verhandlungen – geschafft, sich auf eine neue Maximaleinspeisung zu einigen.

800 Watt (W) und somit ein Viertel mehr Energie kann nun mit Solareinstiegspaketen gewonnen und ggf. sogar ins Netz eingespeist werden. Zudem müssen die beliebten Systeme nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werde, nicht länger beim Energiestellenbetreiber. Wir nehmen vier aktuelle Balkonanlagen der Marken Revolt, Durasolar, Yuma und Jackery unter die Lupe.
Die Komponenten für Balkonkraftwerke
Balkonkraftwerke bestehen aus zwei Hauptkomponenten. Den Solarmodulen und einem Wechselrichter. Während die Solarmodule einen Gleichstrom erzeugen, bereitet der Wechselrichter die gewonnene Energie so auf, dass sie ins Netz abgegeben werden kann.
Der Aufbau ist relativ einfach. Die Solarplatten werden mit ihren zwei Anschlusskabeln (Plus- und Minuspol) mit dem Wechselrichter verbunden. Dieser wird anschließend an einer Steckdose eingesteckt und gibt ab diesem Zweitpunkt den Strom direkt ins Netz.

Ein Balkonkraftwerk ist somit das erste und einzige Gerät im Haushalt, was keinen Strom verbraucht, sondern selbst einspeist. Oftmals hört man in Verbindung mit diesen Geräten von rückwärts drehenden Zählern. Dies kann im Ausnahmefall passieren, aber ist nicht die Regel. Zum einen ist dies nur mit älteren Zählermodellen wirklich zuverlässig möglich, zum anderen sind in modernen Haushalten oft genug Verbraucher ständig aktiv, die einen Großteil der erzeugten Energie (maximal sind ja nur 800 W pro Haushalt zugelassen) direkt verbrauchen.
Wie befestigt man Balkonkraftwerke?
Der Aufbau der Systeme – auch unserer vier Modelle im Test – beginnt bei den Solarplatten. Generell lassen sich diese nahezu in jeder Position befestigen. Bei unseren Testkandidaten von Durasolar, Revolt und Yuma sind die Platten knapp 22 Kilogramm (kg) schwer, eine Montage – wahlweise an der Balkonbrüstung oder auf einem Flachdach mittels Ständern (diese sind bei Yuma sogar im Lieferumfang enthalten) – sollte also mit fleißigen Helfenden erfolgen.

Unter Zuhilfenahme von Halterungen ist der feste Sitz bei beiden Systemen aber kein Thema. Deutlich leichter geht es bei Jackery von der Hand. Zum System werden vier flexible Solarpanel mit je 200 W Leistung geliefert.
Diese Platten sind je 3,5 kg leicht und nicht nur flexibel vom Material her, sondern auch flexibel einsetzbar. So ist es möglich, diese Platten ohne Probleme an der Balkonbrüstung, der Hausfassade oder auch auf Dächern zu befestigen. Sogar der mobile Einsatz ist gegeben, denn Auf- und Abbau gehen leicht von der Hand.
Balkon, Solar und Wechselrichter
Das Herzstück eines jeden Balkonkraftwerkes ist der Wechselrichter. Hier gab es in den zurückliegenden Monaten Wirbel, da eine Vielzahl von Wechselrichtern – darunter auch ein Modell, was bei Balkonkraftanlagen von Aldi im Lieferumfang war, – zurückgerufen werden mussten. Grund war die Störanfälligkeit. Sie sorgten unter anderem beim Radioempfang für Unmut bei den Nutzenden.

Wir können beruhigen: Sowohl der Wechselrichter der Revolt-Anlage, das Durasolar-Modell, als auch jener, der beim Yumo-Set zum Einsatz kommt, haben diese Probleme nicht und arbeiten in der Praxis sehr präzise und zuverlässig. Die Modelle sind auch direkt für den Außeneinsatz geeignet, lassen sich also an der Balkonbrüstung oder unter den Solarplatten montieren. Die Zuleitung zu nächsten Steckdose kann individuell gekauft werden.
Sonderfall Jackery
Beim Solarprodukt-Marktführer in den USA und Japan, der Marke Jackery, und seiner neuen Anlage Navi 2000 sieht es anders aus. Diese Anlage besteht aus den vier Solarpanels und einer Grundeinheit samt Batterie (2 Kilowattstunden (kWh)). In dieser Grundeinheit befindet sich auch der Wechselrichter. Dieser kann wahlweise den Speicher laden oder Strom an den Haushalt abgeben.
Die Besonderheit des Jackery-Systems ist, dass es auch autark arbeiten kann. Dies war bisher bei Balkonkraftwerken nicht der Fall. Über die AC-Ausgänge können handelsübliche Geräte bei Stromausfall angeschlossen und betrieben werden. Diese Funktion macht das Navi 2 000 auch fürs Camping, abgelegene Gärten und jegliche Handwerksarbeiten sehr interessant.
Sind Apps für Balkonkraftwerke wichtig?
Um die volle Leistung und vor allem auch den Überblick zu erhalten, was die Balkonkraftwerke produzieren – in der Fachsprache spricht man vom „Stromernten“ – ist es wichtig, auch die Apps der Systeme zu installieren und diese ins heimische Netzwerk einzubinden.
Alle vier im Test befindlichen Stationen ermöglichen diesen Schritt. Die Wechselrichter von Durasolar, Revolt und Hoymiles (Yuma) werden per WLAN eingebunden. Zuerst werden nun die Apps installiert. Nachdem dies erfolgt ist, muss in der Regel ein Account beim Anbieter erstellt werden. Bei Revolt – einer Marke von Pearl – ist dies in unserem Falle nicht vonnöten, denn Pearl setzt grundsätzlich auf die Elesion-App, mit der auch das Revolt-Balkonkraftwerk gesteuert werden kann. Die Einrichtung wird bei diesem Produkt zum Kinderspiel.

Beim Öffnen der Elesion-App wird unser neues Kraftwerk automatisch erkannt, wenige Konfigurationsschritte später kann alles genutzt werden. Das es nicht immer so einfach ist, merken wir bei der Balkonkraftanlage von Yuma mit dem Hoymiles-Wechselrichter.
Hier scheitern wir bereits bei der Accounterstellung. Leider ist bei der Passwortvergabe die Autokorrektur aktiv, die unser Passwort automatisch anpasst. Dies ist ein Bug in der App des Herstellers. Nach Bemerken dieses Ausrutschers muss das Systems ins WLAN, auch dies gelingt erst beim zweiten Anlauf zuverlässig. Nachdem dies aber geschehen ist, zeigt das Kraftwerk über den gesamten Zeitraum sehr zuverlässig die Werte an und erlaubt den Überblick über die Stromernte. Das Jackery-System lässt sich einfach einbinden. Die App erlaubt auch Optimierungen der Anlage.
Stromerzeugnisse aus Balkonkraftwerken
Letztendlich überzeugen die Anlagen allesamt mit guten Ergebnissen. Bei sonnigem Wetter werden bis zu 4,5 kWh Strom pro Tag an unserem Teststandort pro Anlage „geerntet“. Große Unterschiede werden dabei nicht sichtbar, schließlich sind alle vier Systeme im Bereich der erlaubten 800 W Solarleistung positioniert.

Die Zuverlässigkeit der Systeme überzeugt uns ebenfalls. Während des vierwöchigen Tests laufen die Systeme von Durasolar, Revolt und Yuma ununterbrochen. Beim Jackery-System nutzen wir zwischenzeitlich auch immer wieder den Speicher, um unabhängig zu arbeiten, das System also manuell getrennt. Auch hier bemerken wir aber bei der Stromerzeugung und Zuverlässigkeit keine Unregelmäßigkeiten.
Dieser Test erschien in der Ausgabe 4/2024 der HAUS & GARTEN TEST. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Balkonkraftwerke-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Autor: Ricardo Petzhold
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