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Solange es Fenster gibt, ist das Putzen derselben eine lästige, aber eben notwendige Angelegenheit. Zwei Fensterputzroboter treten nun an, dem Durchblickliebenden die Arbeit abzunehmen und nutzen dafür die Gesetze der Physik.

Die Testgeräte

Ecovacs Winbot W710
Sichler Hobot-168

 

Dank Unterdruck kann man Staub aufsaugen, dank Unterdruck halten Saugnäpfe – warum nicht beides kombinieren? Der Winbot W710 von Ecovacs und der Hobot-168 von Sichler saugen sich am Fenster fest und bearbeiten die Fensterfläche nach einem Automatikprogramm – das mühevolle, manuelle Fensterputzen könnte somit auf den ersten Blick also der Vergangenheit angehören.

Vor dem Putzen muss aber jeweils der Notfallakku aufgeladen werden, dieser hält im Falle des Stromausfalls den Fensterputzroboter an der Scheibe – bei beiden Testkandidaten gelingt dies ohne Probleme, jeweils auch samt optischem und akustischem Warnsignal. Zur finalen Absicherung der Roboter gibt es aber ein Sicherungsseil, beim Winbot kann man dieses dank des großen, starken Saugnapfes am Fenster nebenan fixieren. Beim Hobot, der einen Karabinerhaken am Ende des Sicherungsseils aufweist, braucht es schon eine Gardinenstange. Empfehlenswert  ist ein solider Knoten am Fenstergriff nebenan. 

Laut und langsam

Ist die Vorbereitung abgeschlossen, kann man beide Roboter an die Fensterscheibe setzen, einschalten und … beachtliche Betriebsgeräusche vernehmen. Die 64,5 dB(A) beim Winbot und sogar noch zwei Dezibel mehr beim Hobot (auf eine Messdistanz von 2 Metern) sind wahrlich nicht dezent. „Ein Staubsauger am Fenster“ ist die passende Situationsbeschreibung zur Geräuschkulisse, Gespräche im Wohnzimmer bei laufendem Putzteufel sind daher nur bedingt möglich. Beim Hobot-168 hört man überwiegend das Gebläse, beim Winbot ein kräftiges, sonores Brummen, in beiden Fällen tut man dies für eine lange Zeit, denn sonderlich zügig arbeiten die Testkandidaten nicht. In durchschnittlich viereinhalb (Hobot) bzw. knapp sechs Minuten (Winbot) wird ein Quadratmeter Fensterfläche bearbeitet, im Zick-Zack-Kurs beim Hobot, im Kreuzlauf beim Winbot. Bedenkt man nun aber, wie viel (bzw. wenig) Zeit man braucht, um  manuell, ganz klassisch mit Fensterlappen, Reinigungsspray oder Wischabzieher ein Fenster zu reinigen, relativiert sich die Arbeitsgeschwindigkeit der Testkandidaten deutlich. Die Flächenabdeckung beider Geräte ist aber sehr gut, es wird keine Stelle auf dem Glas ausgelassen, der Hobot gelangt jedoch nicht in die Fensterecken, kann dafür jedoch die inneren Rahmenkanten immerhin noch etwas polieren, wenn auch der Rahmen manuell nachgewischt werden muss.

Keine Putzkünstler

Nun sind Geschwindigkeit und Betriebsgeräusch natürlich nicht allein entscheidend, die Reinigungsleistung muss schließlich im Vordergrund stehen, doch hier kommen beide Testkandidaten schnell an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Das Funktionsprinzip beider Roboter lässt sich auf einen Satz komprimieren: „Sich am Fenster festsaugen und Mikrofasertücher über die Fensterfläche schieben.“ Während der Hobot wenigstens noch rotierende Tuchscheiben aufweist und damit eine höhere mechanische Arbeit verrichten kann, ist der stattliche zwei Kilogramm schwere Winbot nur ein Wischtuchschieber, der zudem auch vom Hersteller nicht für die Nassreinigung freigegeben ist. Das Ergebnis beider Roboter ist daher nicht verwunderlich: Beide wischen nur den Staub weg, nicht mehr, nicht weniger. Die Mikrofasertücher gehen hierbei aber natürlich sehr schonend mit dem Glas um. Bei beiden Testkandidaten verschmutzen die Wischtuchränder erwartungsgemäß schnell, wenn die Fenster vergleichsweise stark verschmutzt oder gar noch etwas feucht sind. Die Reinigung der Mikrofasertücher ist aber unproblematisch, der Hobot kann hierbei zusätzlich punkten, da sich gleich sechs Paar im Lieferumfang befinden.

Bei der Nassreinigung erzielt der Hobot ein durchaus befriedigendes Ergebnis, wenn es darum geht, Schmutz zu lösen, die Schmutzaufnahme allerdings ist stark limitiert, es bleiben zudem Schlieren zurück. Durch die beachtliche Ansaugleistung entstehen sogar strebenförmige Schmutzspuren.

Nutzungsmöglichkeiten

Auch auf glatten Türen und Glastischen kann man die beiden Putzteufel einsetzen – die Frage ist nur: Warum sollte man dies? Auch wenn die Hindernis- und Kanten-Erkennung einwandfrei funktioniert und die Geräte schonend mit den zu reinigenden Flächen umgehen, so sind die Fensterputzroboter der aktuellen Generation nur in Ausnahmefällen sinnvoll anzuwenden. Man braucht sehr große, am besten schwer zugängliche Fensterflächen, damit sich der Betriebsaufwand überhaupt lohnt. Die Fenster sollten zudem weit entfernt vom menschlichen Ohr sein, damit dieses nicht durch die Geräuschkulisse belastet wird. Wer große Oberfenster im Hause oder einen Wintergarten hat, kann mit Hobot und Winbot immerhin eine wöchentliche Politur der Fensterflächen vornehmen – mehr jedoch nicht. Der erste Schritt in Richtung eines neuen Robo-Helfers im Haushalt ist getan, Verbesserungspotentiale sind klar vorhanden und so bleibt es vorerst dabei, abzuwarten, wann deutlich funktionalere und praktikablere Modelle auf den Markt kommen. Wir sind gespannt auf die Entwicklungen und Fortschritte in den kommenden Monaten und warten auf die möglichen Neuigkeiten in 2014. 

Bildquelle:

  • Test_Fensterputzroboter_Galerie01: © Auerbach Verlag
  • Test_Fensterputzroboter_Galerie02: © Auerbach Verlag
  • Test_Fensterputzroboter_Galerie03: © Auerbach Verlag