
Wer sich für ein Balkonkraftwerk entscheidet, spart erheblich an Energiekosten. Behält diese These im nahenden Winter ihre Gültigkeit?
224.836 Balkonkraftwerke wurden bis August 2024 auf Privatbalkonen installiert. Der Vorjahreswert von 267.607 dürfte damit am Jahresende erneut deutlich übertroffen werden. Wie viel Energie erzeugt Stecker-Solar im Winter und wie groß ist die Ersparnis mit Blick auf den Gesamthaushaltsstromverbrauch?
Wieviel Strom erzeugt ein Balkonkraftwerk?
Sie sind handlich, lassen sich auch von Laien einfach installieren und leisten mit wenig Aufwand viel: Balkonkraftwerke. „Technisch gesehen gleichen die Anlagen eher einer Mini-Fotovoltaikanlage. Diese besteht mehrheitlich aus einem oder zwei Solarpanels und einem Wechselrichter, der gewonnenen Solar- in Wechselstrom umwandelt“, erklärt Maxi Pöschl, Head of Content beim Gutscheinanbieter coupons.de. „Stecker-Solaranlagen, ob auf dem Balkon oder, wie in 60 Prozent der Fälle, auf dem Dach, erzeugen von Mai bis August etwa 120 Kilowattstunden pro Monat (kWh) und maximal 20 kWh in der Periode November bis Februar – jeweils abhängig von Sonnenstunden und Strahlungsintensität“, merkt Markus Struck, Mitgründer von Kleines Kraftwerk an.
Produziert das platzintelligente Kraftwerk mehr Energie, als der angeschlossene Haushalt zu diesem Zeitpunkt verbraucht, wird der überschüssige Strom ins allgemeine Netz eingespeist; und der eigene Stromzähler läuft quasi rückwärts.
Eigenverbrauch oder Einspeisung?
„Wie viel Nutzer insgesamt einspeisen oder für den Eigenverbrauch speichern, hängt von der Jahreszeit ab und davon, wie viel das Gerät leistet, wie der Balkon ausgerichtet ist und wie viel Sonne ihn damit erreicht“, verdeutlicht Maxi Pöschl. „10 bis 20 Prozent des Haushaltsstroms erbringt ein Balkonkraftwerk im Winter“, konkretisiert Markus Struck. Im Idealfall reicht dieser Betrag, um den Verbrauch von Haus- und Mobilgeräten oder Beleuchtungsanlagen abzudecken.
Hier versprechen bifaziale Solarmodule in der lichtarmen Jahreszeit mehr Leistung. „Bifazial bedeutet, das eine Solarzelle auf beiden Seiten photoelektrisch aktiv ist. Sie verwertet also auch Licht, dass direkt oder reflektiert die Rück- beziehungsweise Unterseite erreicht“, erläutert Pöschl. „Bei einer Schneedecke kann die Anlage so über die Modul-Rückseite einen zusätzlichen Stromertrag von bis zu 25 Prozent erzielen“, macht der Kleines Kraftwerk-Mitgründer Struck klar. Dennoch klafft im direkten Sommer-Winter-Vergleich eine Versorgungslücke von rund 800 Watt pro Quadratmeter: „Im Sommer verzeichnen wir eine fünfmal höhere Sonneneinstrahlung als im Winter. Dementsprechend steht ein Energiegewinn von 1000 Watt pro Quadratmeter einem Wert von 200 gegenüber“, untermalt Struck.
Ertragsflaute im Winter umgehen
Obwohl Sonnenstrahlen im Winter flacher auf die Erde treffen, produzieren moderne Solarmodule auch bei diesem Winkel Strom – allerdings mit einer geringeren Ausbeute als bei optimalem Sonnenstand. „Statisch geprüfte Halterungen für festinstallierte Balkonkraftwerke sind in ihrem Neigungsgrad außerdem nicht verstellbar. Sie haben einen festen Winkel; der optimalerweise 30 bis 40 Grad genau nach Süden beträgt“, klärt Markus Struck auf. Den geringer ausfallenden Ertrag können Betreiber an anderer Stelle zum Teil ausgleichen. Trotz oder gerade wegen des Balkonkraftwerks sollten Verbraucher auf effiziente Stromnutzung achten: „Geräte im Standby-Modus besser komplett ausschalten, energiesparende LED-Lampen nutzen, Heizenergie nicht entweichen lassen; all diese Maßnahmen unterstützen darin, Energiekosten über die kalte Jahreszeit hinweg auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten“, rät die Head of Content Pöschl.
Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
Zwischen September und April liegt der tägliche Durchschnittsstromverbrauch pro Haushalt bei rund 14 kWh. Hauptverursacher ist die Gerätenutzung in den Abendstunden. Laptops, Spielekonsolen und Beleuchtungsanlagen sorgen für bereits 41 Prozent der Gesamtenergiekosten. Ein Rechenbeispiel: Bei einem monatlichen Verbrauch von circa 430 KWh sparen Balkonkraftwerk-Besitzer zwischen 43 und 86 kWh. Das macht bei einem durchschnittlichen Strompreis von aktuell 45,14 Cent pro kWh eine Kostendifferenz von 20 bis 40 Euro; auf die vollständige Zeitspanne gerechnet 160 bis 320 Euro aus. Ungeachtet der vergleichsweise kleineren Stromausbeute zeigt die Berechnung klar, dass es sich lohnt, in Stecker-Solar zu investieren – unabhängig von der Jahreszeit.
Auch interessant:
Bildquelle:
- Balkonkraftwerk photovoltaik winter: © Astrid Gast/stock.adobe.com