
Es schnieft und trieft wieder überall: Die Pollensaison hat begonnen, und damit leiden wieder viele Menschen unter Allergien. Der Klimawandel sowie steigende Luftschadstoffbelastungen können unsere Gesundheit zusätzlich beeinträchtigen. Experten unterschiedlichster Disziplinen haben sich erstmals im VDI – einem deutschen technischen Regelsetzer – zu den Zusammenhängen dieser Umweltfaktoren ausgetauscht. Das Ergebnis ist die VDI-Handlungsempfehlung „Klimawandel – Luftqualität – Pollenallergie“. Im Zentrum stand dabei die Frage: Wie beeinflussen Luftschadstoffe und klimatische Veränderungen das Vorkommen, die Menge und das allergieauslösende Potenzial von Pollen – und was ist zu tun?
Luftverschmutzung begünstigt Pollenallergien
Allergische Erkrankungen sind mit einer hohen individuellen Krankheitslast sowie mit direkten und indirekten Kosten für die Gesundheitssysteme verbunden. Ihr Auftreten hängt laut VDI von mehreren Faktoren ab: Das sind zum einen individuelle Einflussgrößen, wie die genetische Veranlagung oder der Lebensstil, aber auch Umwelteinflüsse, wie die Luftverschmutzung und das Klima, das seinerseits Wetter und Witterung beeinflusst. In der Folge verändern sich die Pollenproduktion der Pflanzen, die Ausbreitungsbedingungen für die Pollen sowie ihr zeitliches Auftreten im Jahresverlauf. Erst ein langjähriges und standardisiertes Pollenmonitoring erlaubt Rückschlüsse auf Veränderungen im Pollenflug – eine Fortführung der bestehenden Messreihen ist daher in vielerlei Hinsicht bedeutsam, so Experten von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst PID.
Luftschadstoffe verändern nicht nur die Zusammensetzung von Pollen, sondern machen den menschlichen Körper auch anfälliger für allergische Reaktionen. Gleichzeitig beeinflusst das Klima direkt und indirekt die Luftqualität – etwa durch Hitzewellen oder Veränderungen bei der Verteilung von Schadstoffen. Die Folge laut VDI: steigende gesundheitliche Belastungen für die Bevölkerung.
Pollen legen größere Distanzen zurück
Pollen können auch über größere Distanzen transportiert werden. Solche Ferntransporte von Pollen konnten laut VDI bereits über Kontinente hinweg nachgewiesen werden. Der Klimawandel kann zum Beispiel stärkere Konvektion hervorrufen, wodurch pollenbeladene Luftpakete in höhere Atmosphärenschichten gelangen und Pollen damit über größere Distanzen transportiert werden können. Dies führt mitunter zu einem Anstieg der Pollenbelastung in Regionen, in denen diese bislang niedrig war.
VDI bündelt Erkenntnisse zur Pollenallergie
Die VDI-Handlungsempfehlung „Klimawandel – Luftqualität – Pollenallergie“, erschienen im Mai 2025, bündelt laut VDI die Erkenntnisse des interdisziplinären Austauschs und zeigt neben dem aktuellen Forschungsbedarf vor allem Maßnahmen in den Bereichen der Stadt- und Regionalplanung, der Verminderung der Luftschadstoffbelastung und der besseren Aufklärung der Öffentlichkeit auf. Adressiert werden politisch handelnde Personen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene, Planungsbüros, Gartenbaubetriebe, die Wissenschaft, aber auch alle im Gesundheitssektor Tätige, Institutionen aus den Bereichen Gesundheit, Klimaschutz und Luftreinhaltung und natürlich Bürgerinnen und Bürger.
So wird in der Handlungsempfehlung festgestellt: Bei der Auswahl klimaresilienter Bäume sollten auch deren allergologische Eigenschaften berücksichtigt werden – sonst sollen neue Zielkonflikte drohen. Insbesondere in der Bepflanzungsplanung von Siedlungsräumen, speziell in dicht besiedelten Gebieten, besteht laut den VDI-Experten dringender Bedarf, die allergologische Relevanz der Pollen in die Auswahl der Bepflanzung einzubeziehen.
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