Matratzentest: Prinzessin auf der Erbse

gerollte Matratzen
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Der Matratzentester schläft im gleichen Schlaraffenland wenn er die neuesten Bettunterlagen prüft wie der Restauranttester, der sich als Gourmet durch die besten Kneipen schlemmt. Naja, ganz so einfach ist es nicht…

Wir bei der HAUS & GARTEN TEST schieben jedes Jahr rund 1.000 Testgeräte durch unsere Labore und praxisnahen Testumgebungen. Seit über elf Jahren testen wir quasi alles, was in den Wohnungen und Gärten der Deutschen an Gerätschaften, Technik und kleinen Helfern gebraucht wird. Dabei bewegen sich die Tester immer wieder zwischen den Optionen, viele Messwerte im Testlabor unter „Laborbedingungen“ zu ermitteln oder mit viel Erfahrung die Testmuster in der Praxis zu testen. Die Vorteile von Laborergebnissen liegen auf der Hand: Es kann wirklich jedes Detail vermessen, gewogen und geprüft werden. Die chemische Zusammensetzung lässt sich genau so ermitteln wie die theoretische Reißfestigkeit von Materialien.

Matratze innen
Auch wenn es wehtut: Bei einem Matratzentest überzeugen wir uns immer von den inneren Werten der Testprobanden und schneiden notfalls auch den Bezug auf.

Produkt-Tuning mit theoretischen Werten

Dass das perfekte Laborprodukt aber auch die richtige Wahl für den Endkunden ist, kann der Matratzentester mittlerweile regelmäßig verneinen. Denn hier verhält es sich schon fast wie beim Wahl-o-Mat zur Bundestagswahl. Sind alle Fragen beantwortet und lässt man sich als Wähler den Vergleich aller zur Verfügung stehenden Parteien anzeigen, sind in gewohnter Regelmäßigkeit irgendwelche Tierschutz- oder Splitterparteien auf den vorderen Plätzen zu finden. Sie stricken ihre Programme einfach so, dass sie bei unstreitigen Themen so viele Punkte sammeln, die wichtigen Kernthemen jedoch in den Hintergrund rücken. Bezogen auf den Test einer Matratze kann sie bei einem Labortest tagelang unter einer Metallwalze geschunden werden. Das Modell, welches am Ende am wenigsten plattgedrückt ist, würde hier am besten abschneiden. Aber was ist eigentlich, wenn eine Matratze einen dicken flauschigen Bezug hat, der den Nutzer von der Unterseite her gemütlich schlafen lässt? Selbstverständlich wird der Bezug im Labortest plattgedrückt wie eine Briefmarke und die Matratze verliert wichtige Punkte gegen ein Modell, welches einen Millimeterdünnen Bezug besitzt. Insider wissen übrigens, dass es gar nicht so viele „Schaumstoff“-Produzenten gibt und die Hersteller oft von den gleichen Lieferanten bedient werden.

Schaumstoff Matratze
Wenn sich auch nach einer Woche der Schaumstoff nach dem Auspacken nicht wieder ordentlich ausgedehnt hat, ist irgendwas nicht in Ordnung

Neben der Auswertung der technischen Daten – so haben wir in den letzten Jahren gelernt – spielt vor allem die Erfahrung mit den entsprechenden Testgeräten eine Rolle. Ob es sich um Fernseher, Digitalreceiver, Klimaanlagen, Toaster oder auch um Matratzen handelt – eines ist immer gleich: Wer sich regelmäßig mit einer Vielzahl von Produkten bestimmter Kategorien intensiv auseinander setzt, erkennt schnell die Vor- und Nachteile. Unsere Endnoten im Test ermitteln wir durch eine Handvoll von Teilnoten (Funktion, Handhabung, Verarbeitung, Ökologie und teilweise auch Sicherheit), die wiederum durch eine Vielzahl von Unternoten errechnet werden. So werden ungerechte Benotungen vermieden und innerhalb eines Vergleichstests sind die Testprobanden auch vergleichbar. Unsere Tester sind nach dem Zusammenzählen der Teilnoten hin und wieder überrascht, wie die Platzierungen ausfallen.

Der Matratzentester weiß noch ganz genau aus seiner wilden Jugendzeit, dass die Holzlatten unter seinem Bett irgendwann gebrochen sind, weil er es einfach zu wild getrieben hat. Deshalb freut er sich immer wieder, wenn er Modelle im Test hat, die so konstruiert sind, dass bei Action im Bett das Lattenrost nicht leiden muss. Er umschreibt es in seinen Berichten charmant mit dem „Durchschlagen“ von Knien im Praxistest und vergibt hierfür wohlwollend gerne eine sehr gute Note. Manche Matratzen sind aber bewusst vom Hersteller nicht hierfür optimiert, weil sie auf hochwertige Lattenroste setzen, welche die Abfederung übernehmen. Dies weiß er ebenfalls zu würdigen.

Welche Matratze ist denn nun die beste für mich?

Mit dieser Frage wird der Matratzentester regelmäßig konfrontiert und er kann sie leider nicht beantworten. Daher rät er seinen Freunden:

  • Schau erstmal auf den Härtegrad, denn je schwerer du bist, desto härter sollte die Matratze sein. Leichtgewichte liegen auf den weichen Modellen am Besten!
  • Kannst du sie von beiden Seiten nutzen, also einfach umdrehen und so die „Lebenszeit“ verlängern?
  • Wenn ja, haben beide Seiten vielleicht unterschiedliche Härtegrade, so dass du auch mal wechseln kannst wenn es dein Gefühl verbessert?
  • Wieviele „Liegezonen“ hat die Matratze? Fünf könnten es schon sein, damit die Schultern tiefer einsinken können. Ein gutes Kissen oder Lattenrost mit Liegezonen kann aber auch schon hilfreich sein.
  • Wenn du die Chance auf ein Probeliegen im Bettenhaus hast, dann nimm doch mal die Kinder mit und lass sie auf den Betten hüpfen.
  • Und dann machst du den Knietest, indem du dich mit Schwung und vollem Gewicht auf die Matratze kniest. Spürst du den Boden bzw. das Lattenrost? Knarzt es etwa? Oder fängt die Matratze den Gewicht gut auf?
  • Kaltschaum, Komfortschaum oder Federkern? Lass dich nicht verrückt machen und entscheide hier nach Gefühl, es gibt keine beste Wahl.
  • Dann schaust du dir den Bezug an, öffnest mal den Reißverschluss und fühlst wie dick er ist. Entscheide dich was du besser findest: Dünn und luftig aber quasi auf dem Schaumstoff liegen oder dicker warmer Bezug mit Vlies oder Watte.
  • Ist der Bezug waschbar, bei wieviel Grad?
  • Passt er überhaupt in die Waschmaschine? Willst du ihn überhaupt waschen können?
  • Willst du Baumwolle im Bezug oder lieber nicht?
  • Manchmal spielen auch subjektive Aspekte eine Rolle. Wie zum Beispiel die Umwelt! Einige Hersteller setzen auf den Einsatz von Recyclingmaterialien oder verwenden CO2-neutral geschäumten Schaumstoff. Auch Bio-Baumwolle aus fairem Anbau fand sich schon im Testlabor.
  • Auch für Allergiker gibt es spezielle Bezüge, die zum Beispiel Milben fernhalten.

Und was lernen wir nun daraus?

Der Matratzentester zuckt mit den Schultern. Er gibt beim Test im Dienste der Leser sein Bestes und forscht nach den Vor- und Nachteilen jedes Modells. Vielleicht nickt er auch einmal beim Probeliegen ein – dann scheint die Matratze rein subjektiv sehr bequem zu sein. Am Abend nach der Arbeit geht er dann essen und sitzt vielleicht im gleichen Restaurant wie der Restauranttester. Er fragt den Koch nicht nach den Geheimzutaten seines Gerichtes und nimmt keine Probe ins Chemielabor mit. Er sitzt einfach da und genießt sein Menü. Genau so wie der Kunde die nächste Nacht auf seiner Traummatratze seinen Schlaf genießt.