Kleiner Bildschirm, extragroße Zahlen, am Handgelenk fixiert oder mit Schlauch und Oberarmmanschette: Das Blutdruckmessen hat viele Gesichter. In unserem Test mit 21 Geräten lächeln diese freundlich, denn fast alle Blutdruckmessgeräte, die wir uns im Labor anschauen, sind unkompliziert und alle arbeiten genau. Lesen Sie mehr in unserem Blutdruckmessgeräte Test 2023.
Die Testgeräte im Blutdruckmessgeräte Test 2023
Laut der Deutschen Nierenstiftung sind 32 Prozent (%) der Erwachsenen von Bluthochdruck betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gibt einen normalen Blutdruck mit 140 zu 90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) an.
Diesen Wert sollten wir dauerhaft nicht übersteigen, sonst werden Nieren, Herz und Gehirn geschädigt. Eine regelmäßige Blutdruckmessung zu Hause ist also sinnvoll. Natürlich ersetzt der Check nicht den Arzt, liefert aber persönliche Sicherheit und dem Arzt Daten.
Das leistet tatsächlich jedes Gerät: Die drei Handgelenkgeräte, neun Oberarmgeräte und neun smarten Geräte mit App speichern Blutdruck- sowie Pulsdaten und lassen Intervallmessungen – zum Beispiel zum Tagesstart und am Abend – zu. Alle Produkte geben beim Blutdruckmessen eine Ungenauigkeit von lediglich 3 bis 4 mmHg sowie bei der Pulsmessung von maximal 5 % an. Das ist gut!
Blutdruckmesser für Handgelenk oder Oberarm?
Für die Wahl zwischen dem Messen am Handgelenk oder Oberarm gibt die Europäische Hochdruckgesellschaft eine Empfehlung: Da bei Menschen ab dem 65. Lebensjahr die Blutgefäße weniger elastisch sind, sollten sie ihren Blutdruck lieber am Oberarm messen.
In unserer Testreihe haben wir daher vor allem darauf geachtet, dass sich eine Oberarmmanschette schnell korrekt anlegen lässt. Vor allem Senioren, bei denen die Haptik naturgemäß nicht mehr so sicher funktioniert wie im Alter von 30 Jahren, sollen sich beim Umgang mit einem Blutdruckmessgerät wohlfühlen.
Das Handgelenkmessgerät von Omron beispielsweise verdeutlicht einen Vorteil der „Kleinen“: In den versteiften Teil der Manschette rutscht man schnell hinein.
Nun noch den flexiblen Teil der Manschette leicht nachziehen, kurz auf den Klettverschluss drücken – perfekter Sitz! Bei beiden Handgelenkmodellen von Scala rutscht das Gerät durch die Materialglätte allerdings leicht.
Blutdruckmessgeräte mit unterschiedlichen Manschetten
Die meisten Blutdruckmessegeräte nutzen eine graue Kunststoffmanschette, die mit dünnem Vliesstoff beklebt ist. Einige wenige setzen auf schwarzen Kunststoff und schwarzes Vlies, das ein bisschen griffiger auf der Haut sitzt.
Der dünnere graue Kunststoff sorgt zum Beispiel beim Oberarmmessegerät von Pulox dafür, dass er am Rand der länglichen Metallöse verrutscht und knittert. Beim Medisana BU 582 ist die Klettverschlussfläche von der Vliesfläche getrennt, aber perfekt verklebt, sodass sich die Manschette schnell schließen lässt.
Beim BU 510 hingegen lappt die Klettfläche leicht am Rand, was zu Hakeleien beim Festziehen in der Metallöse führen kann. Darum sollte man das Anlegen einer Manschette vor dem Kauf testen.
Mit dem perfekten Sitz gibt es weder Druckgefühl noch Hautrötungen, auch nicht beim Aufpumpen. Manche Herstellerfirmen werben dabei mit der „Inflation Technologie“, bei der das Gerät bereits beim Aufpumpen der Manschette den Blutdruck misst.
Wir stellen hier allerdings weder einen Vor- noch Nachteil gegenüber der herkömmlichen Messmethode fest. Jedes Gerät stellt zwei Messprofile zur Verfügung, manches noch einen Gastzugang. Das reicht allemal.
Ebenso sind selbst zweimal 60 Speicherplätze genug, das ist die unterste Grenze aller Geräte. Alle speichern die Daten automatisch.
Wer mithilfe seines Arztes Blutdruck und Puls kontrollieren muss, sollte ein smartes Gerät wählen, so können die mit dem Smartphone gesammelten Daten der Arztpraxis bequem per Excel-Dateiformat und E-Mail übermittelt werden.
Einfache Nutzeroberfläche bei Blutdruckmessern
Jedwedes Blutdruckmessgerät muss erst einmal auf Jahr, Monat, Tag, Uhrzeit und Wahl des Profils eingestellt werden. Die meisten besitzen drei Tasten: Start/Stop für die Messungen, eine Speichertaste und eine „Set“-Taste.
Eine Taste führt durch die Einstellungen, die andere besorgt sie. Mitunter nervt es ein bisschen, dass ein Gerät die US-Einstellung verlangt (Monat vor Tag). Wir wünschen uns mehr Geräte wie das Medisana BU 582 oder BU 584 Connect, die uns mit zusätzlichen Plus- und Minus-Tasten das Einstellungsleben sehr leicht machen.
Das smarte Omron M400 setzt noch einen drauf: Zwischen den Patientenprofilen wird mit einem Schieberegler gewechselt. Alles klappt recht reibungslos, und das gilt auch für alle smarten Produkte, die Einrichtung der Apps sowie das Pairing via Bluetooth. Vor allem Medisana hat hier den Service-Bogen raus.
Eine Ausnahme ist Silvercrest: Erst nach 15 Fehlversuchen lässt sich das Oberarmblutdruckmessgerät mit dem Smartphone via Bluetooth verbinden. Alle Apps – ob zum Beispiel „Vitadock“ (Medisana) oder „Soehnle Connect“ – liefern mehr oder weniger denselben Datenservice.
WHO-Ampelskala bei Blutdruckmessgeräten
Viele Geräte haben am Rand ihres Displays die WHO-Ampel-Farbskala angebracht, die den Blutdruck einordnet. Manche Exemplare zeigen mit einem Symbol auf dem Display, ob die Manschette korrekt sitzt.
Auf sämtlichen Manschetten sind erläuternde Bilder dazu aufgedruckt. Die Geräte von Truelife, Pulox und das Medisana BU 586 besitzen eine Sprachausgabe. Das Sprechen der Messergebnisse überzeugt aber nur bei Medisana.
Pulse bleibt beim Englischen und das Pulox trotz korrekter Einstellung stumm. Bei den Handgelenkblutdruckmessgeräten ohne Smartfunktionen überzeugt das Omron am meisten – es läuft absolut reibungslos. Das Feld der „normalen“ Oberarmblutdruckmessgeräte ist eng beieinander.
Das Eta macht hier einfach alles richtig, hat das beste Handbuch im Feld und zudem ein dickes Plus: Bei vielen Messegräten kann ein Netzteil dazugekauft werden, hier ist es gleich dabei. Bei den smarten Geräten kann Omron überzeugen. Auch Medisana kann mit der Spitze mithalten.
Omrons größtes Gerät ist in jeder Hinsicht top, beim Nutzerservice (Tasten, Einstellungen) das beste Exemplar im gesamten Feld und besitzt als einziges einen steifen Bereich in der Oberarmmanschette, sodass man nur in sie hineinschlüpfen muss.
Mit der Afib-Messung (von englisch „Atrial Fibrillation“ zu Deutsch „Vorhofflimmern“), die in drei Messfolgen am Stück Vorhofflimmern erkennen kann, liegt das Spezialargument für die Kaufentscheidung.
Das Blutdruckmessgerät von Withings im Test
Wir haben allerdings auch einen Ausfall: das futuristische Withings. An der breiten Manschette sind ein schweres Metall-Plastik-Rohr und ein Sensorfeld angebracht, das Gerät soll auch Ein-Kanal-EKG und digitales Stethoskop sein, das die „Health Mate“-App zwingend braucht.
Denn die Anzeige an der Röhre ist eine simple Digitalanzeige wie bei einer Uhr aus der IT-Mottenkiste. Hier haben sich Designer ausgetobt und nicht an den Nutzer gedacht. Die schwere Röhre macht das Anlegen der Manschette ohne Hilfe zur Fummelei.
Mit Tempo hat es das Gerät auch nicht: Die Datenübertragung zur App braucht mehr als 30 Sekunden, das Laden via USB-Kabel für 16 % eine Stunde, und dann geizt Withings auch noch mit einem USB-Adapter für die Steckdose.
Die Herzfrequenz misst das Gerät bei einem guten Dutzend an Testdurchläufen gar nicht. Wir halten es mit den vielen enttäuschten Nutzern, die das Withings im Internet kommentieren: „Das Ding ist eine Designkatastrophe und technisch unreif.“
Dieser Test erschien in der Ausgabe 3/2023 der HAUS & GARTEN TEST. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Blutdruckmessgeräte-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Funktion: Testpersonen legen sich das Gerät selbst an und führen dessen Bedienung aus. Es wird das Anlegen der Manschette, der Komfort und das Schmerzempfinden durch den erzeugten Druck bei der Messung bewertet.
Autor: Stefan Michaelis
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