3 ergonomische Bürostühle im Test 2023

Wer lange im Büro oder im Homeoffice sitzt, kennt die Schattenseiten. Am Ende des Tages spürt man das Zuviel an Bildschirmarbeit, die Folgen von ungesunder Körperhaltung und Bewegungsmangel. Schnell kann es passieren, dass Rücken, Nacken, Schultern schmerzen. Rückenbeschwerden sind ein Thema, das viele Arbeitnehmende und -gebende hierzulande betrifft. Schließlich sind sie eine der wichtigsten Ursachen für Jobausfälle.

Fast jede dritte Person hat laut Statistiken öfter oder ständig Rückenprobleme. Wer bei der Arbeit am Schreibtisch solchen unangenehmen Begleiterscheinungen vorbeugen will, erhält häufig die Empfehlung zu mehr Dynamik. Viel Bewegung, weniger starres Sitzen, so raten beispielsweise Krankenkassen und Initiativen.

Dazu gehört es, Sitzposition und -haltung immer wieder zu wechseln – etwa nach vorne, aufrecht, zurückgelehnt. Eine Hilfe soll ein sogenannter ergonomischer Bürostuhl sein. Er macht dank einer speziellen Mechanik die natürlichen Bewegungen des Körpers mit, verhindert Zwangshaltungen und stützt den Rücken.

Der Aufbau der Bürostühle im Test

Doch wie bequem sitzt es sich tatsächlich auf unseren drei hochwertigen und hochpreisigen Testmodellen? Bevor dies im Büroalltag ausgiebig ausprobiert werden kann, steht erst einmal der Aufbau mit teils mehreren Kilogramm (kg) schweren Einzelteilen an. Während bei Trendoffice und Ofinto nur wenig Arbeitsschritte nötig sind, ist beim Couvou Cleverseat (insgesamt 18 kg schwer) deutlich mehr zusammenzuschrauben. Wer eine umfangreiche Bedienungsanleitung mit viel Text, Tipps und Aufbauhinweisen erwartet, wird enttäuscht.

Beim Cleverseat sind die einzelnen Schritte grafisch dargestellt. Die Bilderfolge ist leicht verständlich. Mithilfe von Zahlen und Buchstaben lassen sich die vielen, jedoch gut vorsortierten Schrauben einfach zuordnen. So steht der Stuhl innerhalb kurzer Zeit, sofern man eine zweite Person zum Teilefesthalten einspannen kann. Mühe machen kleine Ungenauigkeiten von Herstellerseite. Ein Beispiel: Bei Trendoffice sind Unterlegscheiben auf einem Bild nicht erkennbar. Eine gute Alternative (oder Ergänzung) zu einer klassischen Anleitung ist ein Videotutorial wie bei Ofinto. Passendes, aber nicht unbedingt praktisches Werkzeug ist bei Clouvou und Ofinto dabei. Der nächste Schritt nach der Montage ist das Probesitzen.

Hier sollte man sich etwas Zeit nehmen, den Stuhl individuell einzustellen. Angepasst werden können bei allen drei Kandidaten die Sitzhöhe sowie Höhe, Breite und Neigung der Armlehnen und das Rückenteil inklusive Lumbalstütze. Positiv ist, dass alle Drehgriffe, Hebel und sonstige Bedienelemente gut zu erreichen und einfach zu handhaben sind. Lediglich die Lendenstütze bei Trendoffice kritisieren Testpersonen mit „lässt sich schwer verstellen“ und „verkeilt sich oft“.

Dagegen lässt sich die Stütze bei Ofinto mit einem Griff nach hinten bequem im Sitzen in der Höhe regulieren. Der Cleverseat bietet im Lendenbereich eine Stütze, die man zusätzlich in der Tiefe mittels Drehgriff einstellen kann. Dies ist laut Testpersonen jedoch „umständlich“. Außerdem gibt es ergänzend ein orthopädisches Kissen. Es soll den unteren Rücken stabilisieren. Doch bei allen Herstellern fällt auf: Umfangreiche Tipps zur korrekten Positionierung von Stützen, Lehnen, Sitzhöhe? Fehlanzeige. Immerhin werden teilweise die Verstellmöglichkeiten im Überblick dargestellt oder man findet mehr Informationen online. Als Maßstab für den Sitzkomfort setzen wir vor allem auf das persönliche Gefühl, bequem zu sitzen.

Dieses stellt sich nach einigen Handgriffen bei allen Modellen ein. Einzig eine große Testperson bemängelt insbesondere bei Trendoffice, dass die Armlehnen nicht ausreichend in der Höhe verstellt werden können. Bei Ofinto findet sich der Hinweis „Geeignet für Körpergrößen zwischen 1,60 und 2 Metern dank Sitzhöhen- und Sitztiefenverstellung“. Dies bestätigen die Testpersonen – und zwar für alle drei Stühle. Ein Pluspunkt beim Cleverseat ist eine Kopfstütze, die sehr beweglich ist (um 135 Grad neigbar). Während manche Testpersonen diese Funktion als Extrakomfort schätzen, halten andere sie bei einem Arbeitsstuhl für verzichtbar.

Einfluss auf den Sitzkomfort hat zudem das Material von Sitzfläche und Rückenlehne. Während Lehnen mit Netzbespannung auch im Sommer als angenehm „luftig“ empfunden werden, nimmt das Rückenpolster bei Trendoffice den Schweiß auf. Die Folge: Testpersonen klagen über einen feuchten Rücken. Nicht nur Schweiß kann sich in Polstern festhängen. Kekskrümel, Soßenkleckse und Kaffeeflecken erzählen von gemütlichen Pausenzeiten. Auf empfindliche Farben und Stoffe verzichten alle Hersteller. Die Sitzflächen unserer Testmodelle sind schwarz, das Material abwischbar. Jedoch ist der kleinste Krümel darauf schnell erkennbar. Wer Wert auf einen sauberen Arbeitsplatz legt, wird regelmäßig Schmutz und Staub entfernen.

Ergonomische Bürostühle im Stabilitäts-Test

Als Drehstühle mit Rollen sind alle getesteten Bürostühle dazu geeignet, sitzend verschiedene Bereiche im direkten Arbeitsumfeld zu erreichen. Wie ein Hersteller betont, sind die Rollen „universal“ einsetzbar. Wir testen sie auf harten Böden und kurzem Teppich. Besonders überzeugt hier Clouvou. Der Stuhl hat Blade-Wheels, wie man sie von Inlineskates kennt. Sie sind leise und werden als „kratzfrei“ beworben. Auch die Konkurrenz schlägt sich nicht schlecht.

Generell rollt es sich auf Teppich erwartungsgemäß etwas schlechter als auf glatten Böden. Gute Stabilität bringen die schweren Einzelteile der drei Testmodelle, die bei Transport und Aufbau als störend empfunden werden. Insgesamt fünf Rollen am Metall- oder Kunststofffuß sorgen jeweils für Kippsicherheit. Die verwendeten Materialien machen insgesamt einen robusten Eindruck.

Der bequemste Bürostuhl?

Der Begriff „ergonomischer Bürostuhl“ ist nicht geschützt. Es gibt keine festen Kriterien, die erfüllt werden müssen. Letztlich entscheiden die Hersteller, welche Funktionen ein Modell mitbringt. Manche Produkte tragen Prüfsiegel wie „Ergonomie geprüft“ des TÜV Rheinland oder Gütesiegel der AGR (Aktion gesunder Rücken). Unser Test bietet mit umfangreichen Testverfahren unter anderem zu Funktion und Bedienung eine gute Entscheidungshilfe.

Alle drei Modelle erweisen sich als bequem und alltagstauglich. Für sie sprechen vielfältige individuelle Verstellmöglichkeiten, gute Stabilität und praktische Rollen. Clouvou und Ofinto punkten zudem mit einer atmungsaktiven Rückenpolsterung. Was noch im Detail für unseren Testsieger spricht, zeigt die Tabelle. Bei der Auswahl spielen letztlich auch persönliche Bedürfnisse eine Rolle.

Dies kann der Wunsch nach einer Kopfstütze oder erweiterten Einstellmöglichkeiten passend zur eigenen Körpergröße sein – oder aber eine konkrete Preisobergrenze. Hochwertige Bürosessel sind nicht günstig, im Idealfall aber eine Wohltat für den Rücken. Jedoch ist es mit einem guten Stuhl nicht getan. Zu einem ergonomischen Arbeitsplatz gehört neben einem passenden Stuhl das gesamte Büroumfeld mit Arbeitsmitteln wie Gel-Mauspad, Handauflage und im Optimalfall auch einen höhenverstellbaren Schreibtisch.

Dieser Test erschien in der Ausgabe 5/2023 der HAUS & GARTEN TEST. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Bürostühle-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!

Autorin: Janine Reichert

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