Zwischen Fundament und Dach: Die unterschätzten Helfer auf der Baustelle

Bauarbeiter auf Baustelle Gerüst
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Fundamente werden gegossen, Dächer gedeckt. Auf Baustellen tut sich viel, doch kaum einer würdigt die stillen Helfer im Hintergrund: Gerüste. Sie sind mehr als bloß zusammengeschraubte Metallstangen. Diese Konstruktionen bilden das eigentliche Rückgrat jeder Baustelle und ermöglichen Handwerkern überhaupt erst den sicheren Zugang in luftige Höhen.

Im deutschen Bausektor, wo Milliarden umgesetzt werden, können sie über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Die Zahlen sprechen für sich. Tausende Unfälle jährlich, so die ernüchternde Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), mahnen zur Vorsicht. Wer heute ein Gerüst kaufen möchte, investiert also nicht einfach in Metall, sondern vor allem in die Sicherheit seiner Leute und die Einhaltung strenger EU-Normen.

Dabei geht’s längst um mehr als nur Höhenzugang. Ein durchdachtes Gerüst funktioniert gleichzeitig als Arbeitsplatz, Materiallager und Schutzvorrichtung. In einer Branche, die zum Glück von klaren Regeln wie der Bauordnung und Arbeitsstättenverordnung durchzogen ist, schaffen sie die Basis für effizientes Arbeiten. Jeder, der schon mal eine Baustelle geleitet hat, weiß: Die Wahl zwischen einem wendigen Rollgerüst oder einem massiven Fassadengerüst kann darüber entscheiden, ob ein Projekt pünktlich fertig wird oder im Chaos versinkt. Gerade in engen Innenstädten, wo jeder Zentimeter zählt, sind flexible, anpassungsfähige Systeme oft die einzig sinnvolle Lösung.

Die Vielfalt der Gerüsttypen und ihre Anwendungen

Die Gerüstwelt ist erstaunlich vielseitig – für jedes Bauproblem gibt’s eine passende Lösung. Bei Neubauten oder Fassadensanierungen dominieren natürlich die Fassadengerüste. Man sieht sie überall. Fest verankert erlauben sie Malern, Verputzern oder Dämmspezialisten, große Flächen ohne ständiges Umsetzen zu bearbeiten. Kein Wunder, dass sie laut einer Analyse der BG BAU von 2022 etwa 60 Prozent aller genutzten Systeme in Deutschland ausmachen. Ihre Standfestigkeit ist unschlagbar. Denkt mal an die Altbausanierungen in Münchens oder Berlins verwinkelten Gassen – dort, wo schwere Hebebühnen schlicht nicht hinkommen.

Rollgerüste dagegen sind die Alleskönner für innen. Ob Elektroarbeiten unter hohen Hallendecken oder Malerarbeiten im Treppenhaus – ihre Beweglichkeit spart enorm Zeit. Schnell aufgebaut, schnell abgebaut, das bedeutet weniger Standzeiten und mehr Produktivität. Vorausgesetzt natürlich, der Boden ist halbwegs eben und – das vergessen viele – man prüft regelmäßig die Standsicherheit. In Fabrikhallen setzen sich mittlerweile Hybridlösungen durch, die Leichtigkeit mit Tragkraft verbinden. Ein Beispiel aus dem Automobilbau zeigt’s deutlich: Dort sanken die Produktionsausfälle um satte 25 Prozent, einfach weil Techniker schneller an kritische Anlagenteile kamen. Wer übrigens wissen will, welche Werkzeuge sonst noch den Baustellenalltag erleichtern, findet in diesem Bericht zu Baustellenwerkzeugen praktische Tipps aus der Praxis. Für richtig schwere Fälle kommen Spezialgerüste wie Hänge- oder Traggerüste zum Einsatz, die im Brücken- oder Hochhausbau extreme Lasten aushalten müssen. Da kann laut DGUV die exakte Einhaltung von DIN-Normen buchstäblich lebenswichtig werden.

Sicherheit und Vorschriften: Der unsichtbare Schutzschild

Beim Thema Sicherheit gibt’s keine Kompromisse. Die DGUV-Vorschrift 1 setzt in Deutschland knallharte Standards fest – von der ersten Schraube bis zur Maximalbelastung. Und das mit gutem Grund. Die aktuellen Zahlen der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) von 2023 sind alarmierend: 15 Prozent aller Baustellenunfälle gehen auf mangelhafte Gerüste zurück. Eine erschreckend hohe Quote. Kein Wunder also, dass Fachleute auf regelmäßige Kontrollen durch qualifiziertes Personal pochen und – mindestens genauso wichtig – auf ordentliche Schulungen für alle Beteiligten. Fangnetze und vorschriftsmäßige Geländer sind keine lästigen Extras, sondern gesetzlich geforderte Schutzmaßnahmen, die Leben retten. Klar lockt manchmal das Billigangebot. Die Quittung kommt später – durch Ausfallzeiten, teure Versicherungsprämien und im schlimmsten Fall den unersetzlichen Verlust von Gesundheit. Wer in Qualität investiert, spart am Ende meist sogar bares Geld.

Was die Zukunft bringt

Was bleibt unterm Strich? Gerüste sind weit mehr als passive Metallgestelle. Sie sind aktive Werkzeuge, die Sicherheit und Effizienz erst möglich machen – die heimlichen Stars jeder Baustelle, auch wenn kaum jemand über sie redet. Natürlich gibt’s Herausforderungen: unebener Baugrund, böiger Wind, komplizierte Gebäudeformen – all das verlangt nach durchdachten Lösungen und zuverlässiger Technik. Der Trend geht klar Richtung Digitalisierung. Mit BIM-Technologien wird die Gerüstplanung heute schon ins digitale Gebäudemodell integriert, was teure Fehlplanungen von vornherein verhindert. Wer tiefer einsteigen und die genauen Vorschriften verstehen möchte, findet auf der DGUV-Website wertvolle Praxistipps. Am Ende sollte jeder Bauprofi diese stillen Helfer ernst nehmen. Eine kluge Auswahl beschleunigt Projekte und reduziert gleichzeitig Risiken. In einer Branche, die sich ständig wandelt, werden auch Gerüste immer ausgeklügelter. Die Zukunft bringt intelligente Systeme, die den rauen Baustellenalltag tatsächlich erleichtern werden. Darauf kommt’s letztlich an.

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Bildquelle:

  • Baustelle Gerüst: © Alberto/stock.adobe.com