Wer Kaffee nur als Heißgetränk kennt, wird mit dem neuen Cold-Brew-Trend eines Besseren belehrt. Kalter Kaffee ist längst kein Schimpfwort mehr, sondern verbindet sinnlichen Genuss mit feinen Aromen und wenig Bitterstoffen. Cold-Brew-Bereiter erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Wir nehmen drei Kannen unter die Lupe. Lesen Sie mehr in unserem Cold Brew Test 2021.
Die Testgeräte im Cold Brew Test 2021
Dieser Test erschien in der Ausgabe 2/2021 der HAUS & GARTEN TEST. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres Cold Brew-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
In der Vergangenheit waren Wortspiele um den „kalten Kaffee“ in der Regel negativ belastet. Kaffee musste heiß genossen werden und war er erst kalt, ging man von minderwertiger Ware aus. Somit bedeutete der Spruch „Das ist doch alles kalter Kaffee“, dass etwas nicht mehr aktuell ist und man nicht Neues, Interessantes erzählt. Diese Sprüche müssen nun wohl neu überdacht werden. Denn mit Cold Brew erhält man wortwörtlich „kalt gebrühten“ Kaffee. Allerdings ist dieser nicht negativ belastet, sondern stellt inzwischen einen eigenen Trend dar und gehört mittlerweile nicht nur bei der „Jugend“ zu den Modegetränken der letzten Jahre. Kaffeezubereitung im herkömmlichen Sinne bedeutet, dass das Kaffeepulver mit brühend heißem Wasser übergossen werden muss und so in kürzester Zeit ein schmackhaftes Heißgetränk entsteht.
Beim Cold-Brew-Verfahren wird das gleiche Kaffeepulver mit kaltem Wasser angesetzt und über einen längeren Zeitraum ziehen gelassen. Zwischen acht und zwölf Stunden wird das Kaffeearoma langsam an das Wasser abgegeben. Diese schonende Aufbereitung wirkt sich auch auf die Haltbarkeit des kalten Kaffees aus. Bis zu zwei Wochen ist das Getränk im Kühlschank haltbar und somit optimal geeignet für den Koffein-Kick zwischendurch oder als Zutat für einen leckeren Eiskaffee. Doch auch für die Gesundheit bringt diese schonende Zubereitungsmethode Vorteile mit sich. Durch die Zugabe von kaltem Wasser werden Bitterstoffe weniger gelöst als mit heißem Wasser und somit ist der entstandene Kaffee auch deutlich magenschonender. Bis zu 70 Prozent weniger Bitterstoffe soll ein Cold-Brew-Kaffee gegenüber herkömmlichem Filterkaffee besitzen. Gerade diese Bitterstoffe können bei empfindlichen Menschen Probleme beim Kaffeegenuss verursachen.
Cold Brew bringt Genuss im Sommer und Winter
Cold Brew kann in verschiedenen Situationen genutzt werden. Natürlich eignet sich der schonend zubereitete Kaffee auch bestens für Eiskaffeespezialitäten. Dank des geringeren Anteils an Bitterstoffen schmeckt das leckere Sommergetränk zusammen mit einer Kugel Vanilleeis und einem Sahnehäubchen noch leckerer, als es eh schon der Fall ist. Doch auch als Cola-Ersatz für Koffein-Junkies ist Cold Brew bestens geeignet. Da kein Zucker im Getränk vorhanden ist – natürlich lässt sich auch Cold-Brew-Kaffee nachsüßen – fällt das Manko der Kalorienbombe des Softdrinks weg. Trotzdem bekommt der Körper wie gewohnt sein Koffein zugeführt.
Einfaches Prinzip der Kaffeezubereitung mit Cold Brew
Unsere drei Testkandidaten der Marken Hario, Silberthal und Coffee Fox sind nahezu gleich aufgebaut. In einem Krug befindet sich ein einsetzbarer feinmaschiger Filter, der bei den Aufbereitern von Hario und Coffee Fox aus metallischem Gewebe besteht, der Silberthal-Testkandidat verfügt über einen PVC-Filter, der individuell in der Länge anpassbar ist. Die Kannen sind allesamt aus Glas und dank der schicken Form auch auf jedem Tisch ein Hingucker. Bei den Karaffen von Silberthal und Coffee Fox informieren zudem gut lesbare Skalen über die genaue Füllmenge der Kanne. Die Kannen sind zudem mit gut verschließbaren Deckeln versehen, welche ein Entweichen des Kaffeearomas verhindern. Die Ausgießer der drei Testkandidaten sind auch bei geschlossenem Deckel nutzbar. Im Test überzeugten alle drei Kannen mit ihrem Ausgussschnabel. Ungewolltes Tropfen und Kleckern wird so minimiert.
Zubereitung von Cold Brew Kaffee
Auch bei der Zubereitung sind im Test kaum Unterschiede zu verzeichnen. Wissenswert ist, dass für Cold Brew, ebenso wie man es vom French-Press-Verfahren her kennt, das Kaffeepulver etwas gröber gemahlen sein sollte als für herkömmlichen Filterkaffee. Von daher empfiehlt es sich auch, Bohnen zu verwenden, die direkt vor der Zubereitung selbst mit einer Kaffeemühle frisch gemahlen werden können. Das gewonnene Kaffeepulver wird in die Filter eingefüllt und in der Kanne mit kaltem Wasser aufgegossen. Nun wird dieser Sud zwischen acht und zwölf Stunden ziehen gelassen. Anschließend wird der Filter entfernt und wahlweise das Getränk direkt genossen, mit Milch verfeinert oder wie beschrieben kühl gelagert. Dazu können alle Kandidaten in den Kühlschrank zur Lagerung gestellt werden. Dank der gut schließbaren Deckel bleibt der Cold-Brew-Kaffee auch über mehrere Tage geschmacksneutral.
Reinigung der Geräte
Die Reinigung der Kaffeebereiter geht leicht von der Hand. Die Karaffe selbst wird gespült und gegebenenfalls Ablagerungen mit Hilfe einer Flaschenbürste entfernt. Dies gelingt uns bei allen drei Testkandidaten gleichermaßen gut. Etwas anders ist es bei der Reinigung des Filters. Während die Edelstahlfilter der Aufbereiter von Hario und Coffee Fox schnell zu reinigen sind und keine Spuren sichtbar bleiben, ist bei dem Plastikfilter von Silberthal die braune Farbe des Kaffees sichtbar. Mit etwas Spülmittel kann diese zwar nicht rückstandslos, zumindest aber während der ersten Zubereitungsvorgänge etwas minimiert werden. Trotzdem ist schnell erkennbar, dass die Haltbarkeit bei diesem Set doch etwas leidet. Laut Bedienungsanleitung sind alle drei Kannen aber auch spülmaschinengeeignet und somit noch effektiver zu reinigen. Im Test stellten wir keine Probleme bei der Reinigung im Geschirrspüler fest, auch die Dichtungen am Filterbehälter und Deckel haben nicht darunter gelitten und sind rückstandslos sauber geworden. Trotzdem sollte mit den Dichtungsteilen sorgsam umgegangen werden, da sie nicht so einfach nachkaufbar sind.
Unser Fazit: Mehr als Kaffee mit Cold Brew
Wer Cold Brew nur hin und wieder genießen möchte und den kalten Kaffee eher als erfrischendes Sommergetränk ansieht, wird sich natürlich überlegen, ob die Anschaffung eines weiteren Küchenutensils wirklich sinnvoll ist. Die Befürchtung, ein weiteres Gerät im Schrank stehen zu haben, was nur sporadisch zum Einsatz kommt, ist bei vielen potenziellen Nutzern groß. An dieser Stelle können wir aber beruhigen, denn die drei Testkandidaten sind allesamt multifunktional einsetzbar. Die Glaskaraffen mit Siebeinsatz sind neben Cold Brew auch zum Aufbrühen von Tee sehr gut geeignet. Die losen Teeblätter – egal ob frische Kräuter aus dem Garten oder die getrockneten Varianten aus dem Beutel – können dabei in die Siebeinsätze gegeben und mit heißem Wasser übergossen werden. Dank der Deckel weichen weder Aroma noch Wärme unkontrolliert nach oben ab. Ist der Tee gut durchgezogen, kann der Siebeinsatz, ebenso wie beim kalten Brühen von Kaffee, einfach entfernt werden.
Etwas Vorsicht ist einzig beim Silberthal-Krug geboten, da dieser wie bereits erwähnt einen Kunststoffeinsatz besitzt. Hier besteht die Gefahr, dass die eine oder andere Teesorte Verunreinigungen verursacht oder sogar das Material des Filters (vor allem bei der Silberthal-Kanne) nachhaltig verändert, sodass es zu Geschmacksveränderungen auch beim späteren erneuten Zubereiten von Cold-Brew-Getränken kommen kann.
Dieser Test erschien in der Ausgabe 2/2021 der HAUS & GARTEN TEST. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres Cold Brew-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!
Autor: Ricardo Petzold
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