Ostern ist da! Welche Traditionen warten auf uns?

Osterhase Ostereier
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Zu Ostern gehören neben Eiersuche und Frühlingsdekoration auch alte Bräuche, wie das Besprengen mit Osterwasser oder das Versammeln um ein Osterfeuer. Viele scheinbar christlichen Rituale haben allerdings ganz profane Ursprünge.

Als ältestes und höchstes Kirchenfest haben die Osterfeiertage keinen festen Platz im Kalender: Sie fallen alljährlich auf das Wochenende nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Vom Gründonnerstag bis zum Karfreitag gedenkt die christliche Gemeinschaft der Kreuzigung Jesu Christi und feiert dessen Auferstehung mit Arbeitsruhe, Gottesdiensten und Prozessionen. Was aber hat die biblische Leidensgeschichte mit Eier versteckenden Hasen zu tun? Wieso bemalen wir hart gekochte bzw. ausgeblasene Eier und hängen Letztere an die ersten zart grünenden Frühlingszweige?

Christlicher Ursprung des Osterfests

Hervorgegangen ist das uns bekannte Ostern aus dem jüdischen Passahfest. Als sich das Christentum durch die Ausdehnung des Rö mischen Reiches im ersten und zweiten Jahrhundert zunehmend in Mitteleuropa verbreitete, hielten auch die Gedenkfeiertage rund um die Karwoche Einzug in den Jahreskreis der zuvor heidnischen Bevölkerung. Es kam zu einer Vermischung mit den dort bereits seit Jahrhunderten bestehenden Ritualen der Frühlingsfeierlichkeiten. Um ihre Gottheiten für ein Ende der harten Wintermonate gnädig zu stimmen und um für einen baldigen Frühlingseinzug zu bitten, wurden in der Zeit um das Frühjahrsäquinoktium große Holzfeuer angezündet und Gebete zur Göttin der Dämmerung gesprochen. Schon damals galt das Ei als Symbol des neu erwachenden Lebens und war eine beliebte Opfergabe, sogar das Färben und Verstecken beziehungsweise Suchen der Eier war bereits verbreitet.

Da die Feier des Osterfestes ebenfalls in diese Zeit des Jahres fiel, verschwammen die Grenzen beider eigentlich so grundverschiedener Traditionen. Begünstigt wurde dies durch das Bestreben der Kirchenautoritäten, die heidnischen Völker schnellstmöglich zu christianisieren. Anstatt also ihre althergebrachten Bräuche zu verbieten und so Unmut und Widerwillen gegen den neuen Glauben zu schüren, drückte man bei manch volkstümlichem Usus gern mal ein Auge zu – oder verlieh ihm einfach eine neue, christliche Bedeutung. So ging aus dem traditionellen Umreiten der Felder im Frühjahr zur Vertreibung der Dämonen des Winters das heute noch besonders im slawischen Raum verbreitete Osterreiten hervor. Dabei pilgern die Männer eines Dorfes in Frack und Zylinder auf ihren festlich geschmückten Rössern in die Nachbargemeinden, um ihnen symbolisch von der Auferstehung Jesu zu berichten. Aus einem alten Bittritus an die Naturgottheiten der heidnischen Slawenvölker wurde also eine österliche Ehrenprozession. Noch heute wird dieser Brauch besonders in der Lausitz gepflegt.

Heiliges Nass

Eine ebenso erstaunliche Analogie zwischen kirchlicher Liturgie und volkstümlichen Riten findet sich im Brauch des Osterwassers. Es darf nur in der Nacht zum Ostersonntag zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang aus einer Quelle geschöpft werden und besitzt nach alter Sage heilende Kräfte. Gelingt es einem jungen Mädchen, schweigend und ungesehen zum Fluss zu gelangen, das Wasser zu holen und seinen Liebsten heimlich damit zu besprengen, so winkt den beiden angeblich ein langes und glückliches gemeinsames Leben. Da Wasser als Lebensspender für Fruchtbarkeit steht, verwundert es nicht, dass ihm auch in der christlichen Kirche eine besondere Bedeutung zukommt. Dort wurde im Gottesdienst in der Osternacht das Taufwasser für das kommende Jahr geweiht.

Auf leisen Pfoten

Und noch mehr Fruchtbarkeitssymbolik: Vermutlich aufgrund seiner zahlreichen Nachkommenschaft reihte sich auch der Hase in die Riege der für den Frühling, die neu erwachende Natur und die Fortpflanzung stehenden Sinnbilder ein. Er war das heilige Tier der heidnischen Frühlingsgöttin Ostara und hat seinen Ruf als Eier bringender Osterbote einem ganz natürlichen Verhalten zu verdanken: Um sich für die erste Jungenaufzucht des beginnenden Jahres vorzubereiten, weitet der Hase seinen Bewegungsradius im Frühling weiter aus und begibt sich auch in der Nähe von Dörfern und Ortschaften auf Futtersuche. Da dies für den sonst eher menschenscheuen Gesellen während des restlichen Jahres ungewöhnlich ist, fiel es der Bevölkerung gegenüber den Kindern leicht, ihm das Verstecken der bunten Ostereier in die Pfoten zu schieben.

Bunte Schale, weicher Kern

Dass ausgerechnet Hühnereier als Oster- und Frühlingssymbole angesehen werden, lässt sich leicht erklären. Die vielseitigen Tierprodukte dienten den Menschen schon seit jeher als Nahrungsquelle, Opfer- und Grabbeigabe und sogar als Zahlungsmittel: Im Mittelalter wurde die Landespacht an den Grundherren teilweise in Eiern getilgt. Doch als Quelle neuen Lebens, das im Verborgenen keimt und dann durch die Schale bricht, steht es auch für die im Frühling wieder erwachende Natur. Nicht zuletzt lässt sich sogar im christlichen Glauben ein Symbolcharakter herleiten, hält doch die Eierschale das enthaltene Leben ebenso gefangen wie das Grab den Körper Christi – bis zu dessen Auferstehung. Ob volkstümliche oder religiöse Deutung, sein Stammplatz in den Osternestern ist dem bunten Ei jedenfalls sicher, denn in den meisten Familien gehört das gemeinschaftliche Bemalen der Ostereier, die dann von den Erwachsenen versteckt und von den Kindern gesucht werden, zur Tradition.

Feinstaub im Osterfeuer?

Auf eine ebenso lange Geschichte blickt ein weiterer Brauch zurück, der besonders in ländlichen Gegenden noch heute die Menschen einer Gemeinde zusammenkommen lässt. Schon die heidnischen Volksstämme Mitteleuropas feierten mit großen Frühlingsfeuern den Beginn der neuen Jahreszeit und „verbrannten“ symbolisch den ausgehenden Winter. Häufig wurden dabei auch Opfergaben für die Götter in die Flammen gelegt. Etwa im achten Jahrhundert entstanden aus diesem rituellen Versuch, die Strahlen der Sonne wieder auf die Erde zu locken, die ersten christlichen Osterfeuer. In der Nacht zum Ostersonntag werden sie vor der Kirche entzündet und vom Priester geweiht, bevor er die Osterkerze daran entflammt und als symbolisches „Licht Christi“ in die dunkle Kirche trägt. Dabei folgt ihm die singende Gemeinde als feierliche Prozession. Aber auch als volkstümliches Brauchtum gehört das Osterfeuer in vielen Ortschaften zur Tradition. Mancherorts hat sich ein regelrechter Wettbewerb entwickelt, welches Dorf den höchsten Haufen an Brennmaterial entzündet und damit das am weitesten sichtbare Osterfeuer zu bieten hat. Für kuriose Schlagzeilen sorgt der Brauch in den letzten Jahren gerne im Zuge der Feinstaubdiskussion, da sich in manchen Landstrichen durch die hohe Konzentration der Feuer eine dichte Smogwolke bildete. Was früher normal war, wird heutzutage gern in Frage gestellt.

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