
Dürreperioden und Extremwetterereignisse setzen auch den Nutzpflanzen im Garten zu. So kann man sein Obst und Gemüse auf den Klimawandel vorbereiten.
Der Klimawandel macht auch vor den Gärten nicht halt. Steigende Durchschnittstemperaturen begünstigen beispielsweise das Auftreten von Schädlingen sowie Krankheiten und führen zu Qualitäts- und Ertragseinbußen durch vermehrten Hitzestress. Dürreperioden und Extremwetterereignisse treten häufiger auf und können ebenfalls große Schäden verursachen und zu Ernteausfällen führen. Aber die Erderwärmung bietet Gärtnern auch Chancen: Sie ermöglicht den Anbau von neuen Arten und Sorten, fördert eine schnellere Entwicklung der Pflanzen und erlaubt eine längere Bewirtschaftung der Gärten.
Wechsel zu Melone und Süßkartoffel?
Da die Sommer in unseren Breitengraden tendenziell wärmer und trockener werden, ist es mittlerweile gut möglich, wärmeliebende Pflanzen wie tropische und mediterrane Gemüsearten im eigenen Garten zu kultivieren. „Zu den Gemüsearten, die vom Klimawandel profitieren, zählen beispielsweise Blattgemüse wie Handama, auch unter dem Namen Okinawa-Spinat bekannt, Amaranth und Sommerportulak. Hülsenfrüchte wie Bohnen und Edamame finden ebenfalls gute Wachstumsbedingungen vor“, weiß Dr. Lutz Popp vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. (BLGL). Gärtnerinnen und Gärtner können sich auch an Fruchtgemüse wie Auberginen und Melonen oder an wärmeliebendes Wurzelgemüse, etwa Ingwer, Yacón und Süßkartoffel, wagen.
„Wichtig bei diesen Gemüsearten ist ein sehr warmer, sonniger und windgeschützter Platz“, betont Dr. Popp. Mit dem Auspflanzen sollten Gärtner bis nach den Eisheiligen warten. Trotz aller Experimentierfreude gilt: Die Mischung macht’s. Denn auch bei der allgemeinen Tendenz zu trockenen Sommern und milderen Wintern treten auch kalte Jahre mit viel Niederschlag auf. „Ein möglichst vielfältiger, abwechslungsreicher Anbauplan ist daher die beste Voraussetzung für eine reiche Ernte“, so der Gartenbauexperte.
Wintergemüseanbau jetzt bis nach Weihnachten
Spätestens ab Oktober muss der Garten winterfest gemacht werden – so lautete die Empfehlung lange Zeit. Doch die mildere Herbstwitterung und ein immer späterer Winterbeginn schaffen neue Voraussetzungen: „Gärtner können nun sogenannte Nachkulturen in den Gemüsebeeten anbauen, deren Saison im September und Oktober beginnt“, informiert Dr. Popp. Der Klimawandel ermöglicht es, die Beete jährlich zwei oder sogar drei Mal mit neuem Gemüse zu bestücken. Dank längerer Anbauphasen kann man bis in die Weihnachtszeit und darüber hinaus Gemüse aus dem eigenen Garten ernten.
Frost und Sommerpflanzen?
Abhängig von der Region treten trotz Klimawandel weiterhin frühe Fröste auf. Daher empfiehlt sich eine Vliesauflage oder ein kleiner Folientunnel auf dem Gemüsebeet, wenn der Wetterbericht leichte Fröste vorhersagt. Neben diesen Hilfsmitteln eignen sich für den Wintergemüseanbau auch Frühbeetkästen und Hobbygewächshäuser. „Viele Gemüsearten kommen mit der winterlichen Witterung erstaunlich gut zurecht. Gemüse wie Spinat, Winterportulak, Feldsalat und Blattsalate bevorzugen sogar kühlere Temperaturen“, erläutert Dr. Popp. Bei der Sortenwahl am besten auf spezielle Frühjahrs- und Herbstsorten achten.
Auch beim Obstanbau sollten drohende Fröste im Blick behalten werden. Bedingt durch den Klimawandel blühen Obstgehölze früher, weshalb die Blütezeit häufiger mit Frostperioden zusammenfällt. Während ihrer Blüte und kurz danach sind Obstbäume allerdings am empfindlichsten – und das bereits bei geschlossenen Blüten. Sind Griffel, Pollen oder Blütenboden nicht mehr intakt, kann sich keine Frucht entwickeln. Mit aufgelegten Vliesen oder Folien können Gärtner Blüten und Jungfrüchte vor Spätfrösten schützen. Treten die Nachtfröste mehrmals hintereinander auf, empfiehlt es sich, die Abdeckmaterialien tagsüber zu öffnen, um Insekten die Bestäubung der Blüten zu ermöglichen.
Exotisches Obst aus eigenem Anbau
Im Bereich Obst gibt es ebenfalls Arten, die durch den Klimawandel bessere Wachstumsbedingungen vorfinden: Quittenbäume sind winterfrosthart und weitgehend robust, vertragen aber auch Hitze und Trockenheit. In geschützten Lagen können mutige Gärtner künftig sogar den Mandelanbau versuchen. Weitere Obstarten, die wärmeliebend und trockenheitsverträglich sind, sind Mispel, Feige, Tafeltraube, Kaki oder Aprikose. Wildobstarten wie Aronia, Felsenbirne, Sanddorn, Kornelkirsche und Maibeere bringen diese Eigenschaften ebenfalls mit. Für den Streuobstanbau eignen sich unter anderem Speierling, Maulbeere, Walnuss und Esskastanie. „Durch die mildere Witterung und eine längere Vegetationsdauer ist in einigen Regionen wie im Alpenvorland auch der Anbau von spät ausreifenden Apfel-, Birnen- und Tafeltraubensorten möglich“, ergänzt der Gartenbauexperte.
Mit Nützlingen gegen Schädlinge
Eine Gefahr für die Obsternte ist die Kirschessigfliege, da sich der neue Schädling durch den Klimawandel unkontrolliert verbreitet. Auch andere neue Erreger wie der Asiatische Laubholzbockkäfer, die Walnussfruchtfliege oder die Blattfallkrankheit an Apfel lassen sich kaum eindämmen, weil Gegenmaßnahmen fehlen. „Die milderen Winter verschaffen eingeschleppten Schaderregern dauerhafte Überlebenschancen über eine Vegetationsperiode hinaus“, erklärt Dr. Popp. „Hinzu kommen heimische Schaderreger, die von der Erderwärmung ebenfalls profitieren.“
Die sinnvollste Maßnahme gegen Schaderreger sind Nützlinge. Nützlinge finden gute Lebensbedingungen in naturnahen Gärten mit blühenden Staudenbeeten, heimischen Sträuchern, Blühstreifen, Trockenmauern und Reisighaufen. Je größer das Nahrungsangebot, desto besser können sich Nützlinge vermehren und ausbreiten. „Ein naturnah angelegter Garten unterstützt bei der natürlichen Regulation von Schädlingen, ist pflegeleicht und schön anzusehen“, so Dr. Popp.
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Bildquelle:
- Kakibaum: Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V.